'Trauer ist letztlich immer ganz individuell und jeder braucht dafür seine ganz eigene Zeit.' Benno Driendl weiß, worüber er spricht. Seit Jahren leitet der Pastoralreferent die Kontaktstelle für Trauerbegeleitung in der Diözese Augsburg. Unter anderem hat er die Notfallseelsorge im südlichen Oberallgäu aufgebaut. Jetzt gab der 45-Jährige im Rahmen des Forum Krebs Tipps, wie man 'Verlust und Abschied heilsam gestalten' kann. 'Das ist ein wichtiges Thema, mit dem wir Ärzte im Krankenhaus allerdings weniger zu tun haben. Deshalb freu ich mich um die Erweiterung meines Horizontes', leitete Organisator Dr. Udo Zimmermann, Praxis für Strahlentherapie Kempten, ein.
Dabei betonte er die gute Zusammenarbeit mit der Krebsberatungsstelle. Deren Leiter, Dr. Michael Pindl, verglich das Abschiednehmen mit dem Weg durch ein Labyrinth. 'Dabei braucht es Hilfe.' Driendl machte darauf aufmerksam, dass 'wir alle' tagtäglich von verschiedensten Situationen oder Menschen Abschied nehmen. Das fange beim Abnabeln von der Mutter an, setze sich kontinuierlich fort über Kindergarten, Schule, Umzug bis zur Scheidung.
'Trauer liegt über dem Verstand, ist nicht steuerbar', ging Driendl auf den letzten Abschied ein: 'Nehmen Sie sich Zeit, sich von dem geliebten Menschen zu verabschieden.'
Ein Verstorbener dürfe 36 Stunden im Haus bleiben, so der Pastoralreferent. Man könne noch einmal mit ihm reden: 'Nehmen Sie seinen Körper mit allen Sinnen wahr. Berührung tut gut.'
Im Sarg könne der Verstorbene sogar bis zur Beerdigung im Haus bleiben. Hilfreich könnten dabei Rituale sein wie Waschen und Ankleiden des Verstorbenen. Mit Bedacht sollten die Kinder eingebunden werden. 'Sagen Sie den Enkeln nicht, die Oma ist eingeschlafen. Ihr Kind wird dann am Abend Angst davor haben', so der Referent: 'Geben Sie ehrliche, kindgerechte Antworten.'
Abschied nehmen enthalte Verlust – aber man bekomme auch etwas. Nicht immer sei das gleich erkennbar, meinte der Pastoralreferent.