Der Traktorenhersteller AGCO/Fendt wird künftig nicht nur am Stammsitz Marktoberdorf und im schwäbischen Bäumenheim produzieren, sondern auch in Sachsen-Anhalt. Bei der Grundsteinlegung für die neue, 70 Millionen teure Schlepper-Endmontage in Marktoberdorf sagte der Präsident des US-amerikanischen Mutterkonzerns AGCO, Martin Richenhagen, man stehe "kurz vor dem Kauf" eines Werkes in der Nähe von Halle. Hans-Bernd Veltmaat, als Senior Vice President bei AGCO verantwortlich für den gesamten Produktionsbereich, sagte unserer Zeitung, man wolle dort ab Herbst Anbauteile aus Dickblech speziell für Fendt-Traktoren herstellen.
Was seit längerem geplant ist, wird nun umgesetzt: Der Dickblechbereich wird von Bäumenheim abgezogen, um dort die Kabinenfertigung für Fendt ausweiten zu können. Laut Veltmaat gibt es zudem Überlegungen, dort Kabinen für andere Marken zu produzieren.
Deutschland statt Tschechien
Das neue Werk in Hohenmölsen gehörte bislang der Landtechnikfirma LTH, die Insolvenz anmelden musste. AGCO-Boss Richenhagen wertet den Zukauf auch als Entscheidung für den Standort Deutschland: "Wir investieren nicht in Polen oder Tschechien, sondern in Deutschland." Das Werk wird zwar AGCO zugeordnet, soll aber unter der Führung von Fendt stehen. Angeblich zahlte AGCO zwölf Millionen Euro für den Betrieb. LTH hatte früher 160 Mitarbeiter, annähernd gleich viel sollen es unter AGCO ab 2010 auch wieder sein. Der Neustart wird laut Veltmaat mit 35 Kräften erfolgen.
Im Vergleich dazu werden in der neuen Traktoren-Endmontage von Fendt in Marktoberdorf rund 800 Kräfte beschäftigt sein. Die Grundsteinlegung hierfür erfolgte am Dienstag. Die Montage soll, so der Sprecher der Fendt-Geschäftsführung Peter Paffen, im August 2011 anlaufen. Ursprünglich war dies schon für 2010 geplant, wurde dann aber laut Paffen unter anderem aus planerischen Gründen verschoben.
Kapazitäten für 20000 Traktoren
Die neue Montage wird nötig, weil die Kapazitäten der bisherigen Anlage aufgrund der von Jahr zu Jahr ausgeweiteten Produktion ausgereizt sind. Bis in einigen Jahren sollen bei Fendt 20000 Traktoren vom Band laufen.
Für 2009 wurde das Absatzziel aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Situation von 17000 auf 16000 Schlepper gesenkt, liegt damit aber noch über dem 2008er-Ergebnis (15400).
Rund 70 Millionen Euro wird die neuen Traktorenmontage kosten. Diese Summe teilt sich nach Angaben von Produktions-Geschäftsführer Elmar Römer grob auf in:
l Gebäude, Logistikbereich: 35 Mio. Euro,
l Montage-Prozesse, Lackiererei: 35 Mio. Euro.
Ebenfalls am Dienstag wurde die neue Fertigungshalle von Fendt in Marktoberdorf eingeweiht. Das Gebäude kostet inklusive Maschinen 50 Millionen Euro. Insgesamt macht der Landmaschinenkonzern AGCO rund 172 Millionen Euro für Fendt bis 2012 locker.