Der Sohn setzte das Erpresserschreiben auf, die Mutter korrigierte ihm die Rechtschreibfehler. 20 Millionen Euro sollte eine Supermarktkette an den 35-Jährigen zahlen. Im Internet war er auf "Dagobert" gestoßen, der über Jahre hinweg Kaufhäuser erpresst und Bomben gelegt hatte. Er wollte ihn kopieren - und scheiterte, genau wie sein Vorbild. Die 1. Strafkammer des Landgerichts Memmingen verurteilte ihn nun zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft. Seine Mutter bekam wegen Beihilfe eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. Mit > eröffnete der 35-Jährige seine Erpresserbriefe, formulierte gewählt und ließ seine Mutter die Orthographie überprüfen. Mit Blick auf die korrigierten Erpresserbriefe sprach die Vorsitzende von >.
Um seinen Ernst zu untermauern legte der seit kurzem arbeitslose Kfz-Mechaniker dem Brief giftige Rizinussamen bei, die er im Internet bestellt hatte. Er drohte damit, vergiftete Waren in die Regale zu stellen.
Um >, wie der Angeklagte erklärte, legte er an einem späten Abend im Februar einen Brand vor der Kemptener Filiale der Supermarktkette. Er übersah dabei eine Palette mit Kanistern voller Frostschutzmittel, die als Brandbeschleuniger wirkten. Der Brand wurde größer als gedacht und verursachte einen Schaden von rund 120000 Euro.
Sein Mandant habe gehandelt ohne groß nachzudenken, sagte der Verteidiger. Ziel sei für ihn gewesen, mit dem Geld eine neue Existenz für sich und seine zwei Kinder aufzubauen, die bei der geschiedenen Frau leben. Die erste Geldübergabe scheiterte, weil die vorgesehene Filiale einer Autovermietung in Memmingen längst umgezogen war. Der Angeklagte war vor Jahren von der Memminger Gegend ins Ostallgäu umgezogen und nicht mehr auf dem aktuellen Stand.
SMS kam nicht an
Um zu sehen, ob er ernst genommen werde, forderte er, Geldscheine auf den Memminger Westertorplatz regnen zu lassen. Er platzierte sich in der Nähe, aber es regnete nicht. Die SMS mit der Botschaft war nicht angekommen. Bei einem weiteren Übergabetermin an einem Baumarkt in Kempten wurde der Erpresser gefasst.
Die öffentliche Telefonzelle am Bahnhofsvorplatz in Kempten, von der er seine SMS mehrfach verschickt hatte, ist ihm zum Verhängnis geworden. Sie wurde von der Kriminalpolizei observiert. Auch > scheiterte an einer Telefonzelle.
Seit Februar sitzen Mutter und Sohn in Untersuchungshaft.