Ernennung: Erwin Reichart vor 500 Gläubigen als neuer Dekan eingesetzt

3. Dezember 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Dieter Becker

Erster Diener der Gemeinde

In einem feierlichen Gottesdienst in der Ronsberger Kirche Mariä Himmelfahrt ist Erwin Reichart als Dekan des Dekanats Marktoberdorf in sein Amt eingeführt worden. Der Seelsorger der Pfarrgemeinschaft Ronsberg, Willofs und Ebersbach war von Bischof Konrad Zdarsa als Nachfolger des langjährigen Dekans Erwin Ruchte berufen worden. Als Prodekan steht ihm Walter Böhmer aus Obergünzburg zur Seite. Ein Dekan, sagte Generalvikar Karl-Heinz Knebel in seiner Predigt, habe die Verantwortung für einen größeren Raum, habe Brücken zu schlagen zu allen Priestern, den Pfarrgemeinderäten und anderen Institutionen. Er sei der erste Diener seiner Gemeinde. Dekan Reichart wisse sich in diese Pflicht genommen. Knebel dankte dem Geistlichen, dass er diese Verantwortung übernommen habe.

Aufeinander zugehen

Die vielen Veränderungen der heutigen Zeit stellten Priester und Gläubige vor immer neue Herausforderungen. Der Generalvikar mahnte: 'Seid wachsam, setzt auf Gott eure Hoffnung.' Denn die Volkskirche in der heutigen Form werde zu Ende gehen und man wisse nicht, was auf die Glaubensgemeinschaft zukommen werde. Hilfreich werde aber das Aufeinanderzugehen sein, das mehr Beweglichkeit in das Leben der Pfarreien bringe.

'Das Evangelium muss wieder mehr Bedeutung gewinnen, der Glauben ist neu zu stärken', betonte er. Wenn auch von allen die Traditionen geschätzt und geliebt würden, so seien diese aber nicht ihrer selbst willen da, sondern sollen Christus näher bringen. 'Das ewige Ziel und das wahre Leben ist bei Gott.'

Reichart seinerseits bekräftigte seinen Willen, der Aufgabe gerecht zu werden mit dem Glaubensbekenntnis und dem Versprechen, mit Gottes Hilfe im religiösen Gehorsam zu handeln und in Worten und Taten den Pflichten der Kirche nachzukommen. Die Eucharistiefeier zelebrierten alle Geistlichen des Dekanats gemeinsam.

Zu diesem Fest war das 500 Besuchern Platz bietende Gotteshaus nahezu voll besetzt. Die Messe wurde festlich vom Kirchenchor unter Leitung von Marija Pelzl, dem Organisten Markus Pelzl und dem Trompeter Richard Franke gestaltet, wobei das gefühlvoll durch Orgel und Trompete erklingende 'Ave Maria' einer der Höhepunkte bildete. Beim vorherigen Festzug zur Kirche zu den Klängen der Musikkapelle Ronsberg war Reichart von den Ministranten der Pfarrgemeinschaft, den Priesterkollegen, den Fahnenabordnungen der Vereine, den Pfadfindern sowie einer größerer Zahl Ehrengäste begleitet worden.

Engagierte Laien einbinden

Nach dem Gottesdienst lud Reichart alle in die nahe Mehrzweckhalle zu Umtrunk und Imbiss ein. Diese Feier wurde musikalisch vom Jugendchor und -orchester 'Licht und Hoffnung' begleitet. Der Stellvertreter des Landrates, Alexander Müller, überbrachte die Glückwünsche des Landkreises. Bei einem flächenmäßig so großen Dekanat müsse der neue Amtsinhaber nicht nur Seelsorger, sondern auch Manager sein. Auf den Priestermangel eingehend meinte er, dies sei auch eine große Chance, die engagierten Laien mehr einzusetzen. Toleranz und Frieden könnten am besten in kirchlichen Kreisen vorgelebt werden, wozu auch die Ökumene gehöre.

Ein schwieriger Dienst

Ronsbergs Bürgermeister Gerhard Kraus wünschte Reichart im Namen aller Gemeindeoberhäupter des Günztales viel Kraft für die neue Aufgabe, die zusätzlich zu den schon vielen Arbeitsfeldern auf seinen Schultern laste. Denn Reichart ist seit 23 Jahren Pfarrer in Ebersbach und Willofs und seit fast zwölf Jahren in Ronsberg. Der Schulbeauftragte des Dekanats, Christian Heindel, hob hervor, dass das besondere Anliegen von Reichart der Religionsunterricht in den Schulen sei, der oft einzige Ort, wo Kinder mit dem christlichen Glauben in Berührung kommen. Daher sei der Religionsunterricht oft ein schwieriger Dienst für die Pädagogen.

Marcel Rappold, der Vorsitzende des Dekanatsrates, sprach ebenfalls den zunehmenden Priestermangel an, der Pfarrgemeinschaften immer größer werden lasse und damit hohe Anforderungen an die Seelsorger stelle. Er versprach, dass er und seine Kollegen dem neuen Dekan im Rahmen ihrer Möglichkeiten hilfreich zur Seite stehen wollen.