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Erdöl aus Unterallgäuer Tiefen: Wintershall führt Testbohrungen für mögliche Förderung in Bedernau durch

Erkundung

Erdöl aus Unterallgäuer Tiefen: Wintershall führt Testbohrungen für mögliche Förderung in Bedernau durch

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    Erdöl aus Unterallgäuer Tiefen: Wintershall führt Testbohrungen für mögliche Förderung in Bedernau durch
    Erdöl aus Unterallgäuer Tiefen: Wintershall führt Testbohrungen für mögliche Förderung in Bedernau durch Foto: Larissa Pucher

    Es sieht ein wenig skurril aus: Ein rund 40 Meter hoher Bohrturm steht mitten in ländlichem Idyll im Unterallgäu. Sanft abfallende Hänge, ein Maisfeld zur Rechten, ein kleines Waldstück zur Linken prägen die Landschaft bei Bedernau. Seit etwa einer Woche verrät der Bohrturm, dass es hier mehr zu holen gibt, als ein paar Maiskolben oder eine Prise frischer Landluft.

    Es gibt allen Grund, hier in 1.500 Metern Tiefe ein wirtschaftlich profitables Ölfeld zu vermuten und wieder zu entdecken: Das Feld Arlesried, wie das gesamte Areal genannt wird, ist das ehemals bedeutendste Ölfeld Bayerns. Tief unter der Erde befindet sich ein Erdölvorkommen, das die Firma Wintershall im Idealfall jetzt erneut erschließen möchte. Wie schon zuvor im benachbarten Unterallgäuer Lauben führen hier die Experten eine Erkundungsbohrung durch.

    Aus wirtschaftlichen Gründen Ölproduktion eingestellt

    Bis Mitte der 90-er Jahre hat die Firma Wintershall in Bedernau Erdöl gefördert. Fast zwei Millionen Tonnen in rund 30 Jahren. Vor zwanzig Jahren baute die Firma die Förderpumpen ab und überließ der Natur das Gelände. Man hörte damals aus wirtschaftlichen Gründen auf, Öl zu fördern.

    Das Barell (knapp 160 Liter) brachte damals nur 28 Dollar, die Förderung von heimischem Erdöl war damit zu teuer. Mittlerweile liegt der Ölpreis bei etwa 100 Dollar pro Barrel, ist also um mehr als 200 Prozent gestiegen. Wintershall ist der größte Erdölförderbetrieb im Alpenvorland. Wir wollen die traditionelle Erdölförderung am Standort Bedernau wieder aufnehmen, sagt Unternehmenssprecher Mark Krümpel im Interview.

    Er und die Experten im Team sind optimistisch, dass sich die Investition in die Erkundungsbohrung in einstelliger Millionenhöhe lohnen wird. "Das Erdöl hier in Bayern hat eine hohe Qualität und das spielt natürlich hier eine Rolle, eine Erkundungsbohrung durchzuführen. Die effizienteren Fördermöglichkeiten heutzutage machen die Erdölförderung wieder wirtschaftlich und für uns auch interessant", so Krümpel.

    Wie kam es zur Erkundungsbohrung?

    Vor drei Jahren ergab eine Auswertung von seismischen Messungen, dass sich die Förderung von Öl durchaus lohnen würde. Damals haben Experten der Firma Rheim Petrolueum ein dreidimensionales Abbild des Unterallgäuer Bodens erstellt. Nach Informationen der Firma Wintershall könnte sich das Laubener Ölfeld beispielsweise rund 500 Meter weiter nach Norden erstrecken, als bisher angenommen. Das vermutete Potenzial des Feldes Arlesried und Lauben ist also groß genug, um jetzt Probebohrungen durchzuführen.

    Im November oder Dezember werden die Ergebnisse aus der jetzigen Erkundungsbohrung ausgewertet sein. Dann wird ein Fördertest stattfinden. Wenn dieser positiv ausfällt, wird sich das Team entscheiden, ob Winterschall ab Anfang 2016 wieder Erdöl im Unterallgäu fördern wird.

    Wintershall will die traditionelle Erdölförderung in ganz Bayern ausbauen. "Das ist unser Ziel. In den letzten drei Jahren ist die Erdölförderung in Bayern um 40 Prozent gestiegen", erzählt Krümpel. Unabhängigkeit von Importen aus dem Ausland kann Deutschland aber nicht erreichen. "Wir sind ja nicht Dubai oder Kuwait", sagt der Projektleiter der Erkundungsbohrung Andreas Hollauer mit einem Augenzwinkern. Die Förderung im Inland deckt jährlich rund drei Prozent des Erdölbedarfs in Deutschland. "Das klingt erst mal wenig, aber das ist immerhin genau die Menge, 2,6 Millionen Tonnen, die wir jährlich aus Saudi Arabien importieren. Damit ist die heimische Förderung ein wichtiger Beitrag zur Versorgung hier in Deutschland", stellt Krümpel fest.

    Die Resonanz aus der Bevölkerung ist bisher positiv. Das liegt laut Pressesprecher Mark Krümpel auch mitunter daran, dass Wintershall hier schon am Standort war und viele die Firma noch kennen und sie in guter Erinnerung haben. Ganz zu schweigen von den Arbeitsplätzen, die das Unternehmen hier am Standort direkt schafft, und den Arbeitsplätzen, die indirekt dadurch entstehen.

    Angst vor Fracking

    Trotzdem gibt es natürlich Zweifel, die die Anwohner haben. Die Firma Wintershall versucht diese Zweifel mit Informationsveranstaltungen zu zerstreuen. In vielen Fragen taucht der Begriff "Fracking" auf. Bei dieser umstrittenen Methode kommen Chemikalien zum Einsatz, um die Gesteinsschichten zur Erdöl-Förderung hydraulisch aufzubrechen. "Das ist hier aber kein Thema. Hier handelt es sich um traditionelle Förderung. Wenn es hier darum geht, einen Betrieb aufzubauen, werden wir hier natürlich außerdem Studien durchführen, wie wir hier möglichst umweltschonend unseren Betrieb aufbauen können", versucht Krümpel dann zu beruhigen.

    Pressesprecher Mark Krümpel hat am Dienstagnachmittag 220 Besucher auf dem Testbohrgelände in Bedernau über die Erdölförderung informiert. Zur Rechten das Maisfeld, ein kleines Waldstück zur Linken, den Blick auf sanft abfallende Hänge gerichtet.

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