Zündstoff: Eisverkäufer in Hopfen mehrfach bedroht - Polizei eingeschaltet

14. Mai 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
markus raffler

"Ich bin doch kein Raubritter"

Wildwest-Szenen an der Hopfener Uferstraße: Weil er mit seiner Eiskutsche an der Füssener Riviera Station machte, ist Eisverkäufer Giuseppe Montuori aus Füssen nach seiner Schilderung mehrfach von örtlichen Gastronomen beleidigt und massiv bedroht worden. Da gütliche Gespräche das Problem nicht aus der Welt schaffen konnten, hat der 33-Jährige jetzt bei der Polizei Anzeige wegen Nötigung erstattet. "Das ist traurig, aber ich sehe keinen anderen Weg. Schließlich ist der Eiswagen meine Existenz."

Vor gut einem Jahr erfüllte sich der geprüfte Speiseeishersteller seinen großen Traum: Er richtete in der Luitpoldstraße eine Eisküche ein und kaufte ein rund 40 Jahre altes Elektrofahrzeug mit Eistheke. Bei gutem Wetter ist er seitdem in der Urlaubszeit täglich in Füssen unterwegs - werktags in der Innenstadt, am Wochenende in Hopfen.

Was der Vater zweier Kinder allerdings seit Anfang April immer wieder an der "Allgäuer Riviera" erlebt, macht ihn ratlos. Dass er von einzelnen Gastronomen behindert und beschimpft wurde, sei dabei noch harmlos. "Man hat mir aber auch Prügel angedroht und sogar angekündigt, mein Fahrzeug und mich im Hopfensee zu versenken."

Weshalb einzelne Gastronomen derart heftig reagieren, ist Montuori schleierhaft: "Ich bin doch kein Raubritter, der anderen etwas wegnimmt", ärgert sich der "Gelatiero". Cafés und Hotels komme er mit seinen Eistüten ohnehin nicht in die Quere - "und das bisschen Kunsteis, das bei anderen weniger verkauft wird, ist minimal." Der Verkauf sei behördlich genehmigt, zudem sei es von Stadt und Füssen Tourismus ausdrücklich erwünscht, dass er als "fahrende Attraktion" auch nach Hopfen tuckere, betont er.

"Ich habe versucht, das Ganze auf diplomatischem Weg zu lösen", berichtet der 33-Jährige von gezielten Gesprächen mit Gastronomen - vergeblich. Als er am vergangenen Wochenende erneut angegangen wurde, erstattete er Anzeige. Polizeichef Günther Stadler hält die Vorfälle in Hopfen für "außergewöhnlich".

Die Androhung von Gewalt sei eine klare Straftat, bei Wiederholungen seien weitere Anzeigen die Folge.

Den Kopf über das Verhalten "einiger weniger" schüttelt auch der Hopfener Wirt und Stadtrat Uli Pickl: "Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen." Der Eisverkäufer gehe äußerst zurückhaltend vor, betont er. "Leben und leben lassen", müsse auch hier gelten. Und weiter: "Diejenigen, die ihn jetzt beleidigen, erwarten von der Stadt an anderer Stelle Entgegenkommen - das passt nicht!"

Eisverkäufer Giuseppe Montuori wurde von Gastronomen in der Hopfener Uferstraße bedroht. Weil gutes Zureden nicht half, hat er jetzt Anzeige erstattet. Foto: Raffler

"Dieser Futterneid ist absolut unverständlich. In Hopfen ist genug für alle da."

Stadtrat und Gastronom Uli Pickl aus Hopfen