Artikel: Ein kurzer Blick auf den roten Mond in der Sternwarte Knottenried

17. Juni 2011 07:42 Uhr von Allgäuer Zeitung
Peter Oertel

Wolken verdecken die Sicht an der Sternwarte Knottenried – Dabei ist der Standort eigentlich ideal, um den Himmel zu beobachten

Die Blicke sind gespannt auf den Grünten gerichtet, zahlreiche Kameras auf Stativen in Position gebracht und die Ferngläser liegen bereit – aber dicke Wolken machen den Himmelsbeobachtern an der Knottenrieder Sternwarte einen Strich durch die Rechnung. Von der Mondfinsternis ist am Mittwochabend erst einmal nichts zu sehen. Martin Beetz, Vorsitzender des Vereins 'Sternwarte Oberallgäu', deutet auf den Sendeturm auf dem Grünten: 'Von unserem Standpunkt aus gesehen müsste der Mond jetzt etwas links davon aufgegangen sein', sagt er. Könnte man ihn sehen, dann wäre der vom Erdschatten verdeckte Mond kupferrot. Martin Beetz erklärt, warum: 'Nur der langwellige, rote Teil des Sonnenlichts kann sich noch einen Weg durch die Atmosphäre bahnen. Das färbt den Mond rot.' Dann, nach etwa zwei Stunden, tut sich plötzlich doch noch eine Wolkenlücke auf: Die Besucher der Sternwarte können einen Blick auf den inzwischen nicht mehr ganz verfinsterten Mond erhaschen. Für die Astronomen vom Verein ist eine Mondfinsternis ein ganz besonderes, schönes Ereignis. Peter Oertel, ein passionierter Astrofotograf, hat sehr gehofft, dass sich die Wolken rechtzeitig verziehen. Eine totale Mondfinsternis, erklärt er, komme höchstens drei Mal im Jahr vor. Möglich sei sie nur bei Vollmond. 'Aber ob man sie dann sehen kann, steht auf einem anderen Blatt', gibt Oertel zu bedenken. Heute jedenfalls klappt es nur kurz und das ist besonders schade: Denn diese Finsternis dauert außergewöhnlich lange, weil der Mond genau zentral durch den Kernschatten der Erde wandert. Während sich der Mond noch versteckt, vertreiben sich die Besucher in Knottenried die Zeit anderweitig: Eines der beiden Teleskope auf der Sternwarte ist auf den Saturn gerichtet – und der ist als kleiner, heller Punkt samt Ring deutlich zu sehen. Und natürlich wird während des Wartens auch viel gefachsimpelt. Der Standpunkt in Knottenried, ist zu hören, sei ideal für die Himmelsbeobachtung. 'Wir sind hier von den Dunstglocken von Kempten und Sonthofen weit genug entfernt', erklärt Eduard Maidel, der ebenfalls Mitglied beim Verein 'Sternwarte Oberallgäu' ist. Das größte Gift für die Sternenbeobachtung, ergänzt Martin Beetz, sei die Lichtverschmutzung. Die mache den Astronomen schwer zu schaffen, denn die Pupille des Erdschatmenschlichen Auges müsse mehrere Minuten lang ohne störende Lichtreize sein, bis sie sich optimal geweitet hat. Beetz hat beobachtet, dass in Immenstadt und Sonthofen die Lichtverschmutzung in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Trotzdem sei das Allgäu noch einer der besten Orte überhaupt, um Sterne zu betrachten – weil sich Licht- und Luftverschmutzung eben doch noch in Grenzen halten. Beetz: 'Urlauber sind oft überrascht, wie gut man hier im Allgäu noch die Milchstraße sieht.'