Das Gesicht des Kindes ist vor lauter Schreien schon knallrot, Schnuller und Kuscheltier sind unauffindbar und das Telefon will einfach nicht aufhören zu klingeln – ein Horrorszenario für Babysitter. Anwärter des Babysitter-Führerscheins lernen beim Deutschen Kinderschutzbund in Kempten, auch in solchen Situationen ruhig zu bleiben - oder es am besten gar nicht erst so weit kommen zu lassen. In der Küche des Kinderschutzbundes steht ein Wickeltisch. Auf einer gelben, mit kleinen Enten verzierten Matte wartet eine Puppe darauf, gewickelt zu werden. 'Nicht die Füße auseinanderreißen', sagt Erzieherin Tina Fakler zu der Führerschein-Anwärterin, die sich als erste an das Kleine traut. Und lacht: 'Das arme Baby!'
Thema dieses ersten Abends des dreiteiligen Kurses ist Pädagogik. Claudia Fink und Tina Fakler, beide Erzieherinnen, geben 13 Mädchen und Frauen Tipps zum Kinderhüten. 'Wir bieten den Führerschein jedes Jahr im Herbst an', sagt die Vorsitzende des Kinderschutzbundes in Kempten, Dr. Ulrike Müller. 'Um von uns vermittelt zu werden, müssen Babysitter diesen Kurs besucht haben.'
'Man sollte schon ein Gespür für Kinder haben', sagt Fink und zählt das neben Zuverlässlichkeit, Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit zu den wichtigsten Grundvoraussetzungen eines Babysitters. Besonders wichtig ist auch, die Eigenheiten und Gewohnheiten des Kindes zu kennen: Welches ist sein Lieblingsspielzeug? Mag es Musik? Wie schläft es am besten ein? 'Lieber zu viel als zu wenig fragen', rät Fink.
Die 15-Jährige Milena Frahm nimmt mit drei Freundinnen an dem Kurs teil. Sie alle wollen sich mit Babysitten ihr Taschengeld aufbessern. 'Den Führerschein kann man den Familien vorzeigen, das kommt bestimmt gut an', sagt sie.
Obwohl sie bereits viel Erfahrung mit Kindern hat – als Babysitter, Tagesmutter und durch ihre eigenen Kinder – nimmt auch Beate Fauter an dem Kurs teil. 'Ich finde den Rückhalt durch den Kinderschutzbund gut', sagt die 46-Jährige. Dieser fungiert als Vermittler zwischen Babysitter und Eltern und gibt beiden Seiten so eine gewisse Sicherheit.

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Auch Recht und Medizin
'Mir ist wichtig, dass die Babysitter nicht vor Situationen stehen, mit denen sie gar nichts anfangen können', erklärt Müller die Intention des Kursangebots.
An den zwei folgenden Abenden informieren ein Rechtsanwalt und ein Arzt die Führerschein-Anwärterinnen über die rechtlichen Aspekte und über mögliche medizinische Notfälle beim Babysitten. Denn sobald Eltern dem Babysitter ihr Kind übergeben, gehen beide Parteien einen Vertrag ein. 'Mir ist wichtig, dass sich die Babysitter der Verantwortung bewusst sind', sagt Müller. Nach Abschluss des Kurses überreicht sie den Mädchen und Frauen dann den Führerschein. Allerdings in DIN A 4-Format und ohne Passfoto.