Ehrenbürger Heribert Riedmüller, fast 28 Jahre Bürgermeister des Marktes (1974 bis 2002), begeht morgen, Sonntag, seinen 75. Geburtstag im privaten Kreis. Am Montag folgt ein Empfang der Gemeinde. Armin Dorner sprach mit dem CSU-Politiker, der sich 2008 aus allen kommunalpolitischen Ämtern zurückgezogen hat. Ehrenamtlich wirkt er noch als Schatzmeister der Lebenshilfe. Wie geht es Ihnen, Her Riedmüller?
Riedmüller: Danke, ich bin sehr zufrieden. Mit zunehmendem Alter stellt man fest, dass Gesundheit sehr, sehr wichtig ist. So leidet zum Beispiel meine Schlagfertigkeit in geselliger Runde unter dem nachlassenden Gehör. Das Älterwerden ist halt die einzige Alternative zu einem frühen Tod (lacht).
Wie steht es mit Ihrem Handycap im Golf?
Riedmüller: Das verändert sich unmerklich. Es schwankt zwischen 24 und 25 und wird sich wohl kaum noch verbessern lassen
Ist das der einzige Sport, den Sie ausüben?

"Eine großartige Stimmung, die es so nicht überall gibt"
Dan Przybyla (24) vom ERC Sonthofen im Interview
Riedmüller: Nein, ich spiele noch alle 14 Tage Tennis im Doppel; aber das wird wohl auslaufen, um meinen Rücken zu schonen; außerdem pflege ich den Langlauf. In diesem Winter bin ich – natürlich nicht am Stück – immerhin von Weiler bis München, rund 175 km, gelaufen. Zudem habe ich vor drei Jahren regelmäßig mit Nordic Walking begonnen. Danach wird eingekehrt. Und die Begeisterung, auf den Fußballplatz zu gehen, ist nach wie vor da.
Zum 65. Geburtstag haben Sie sich eine Kreuzfahrt gewünscht?
Riedmüller: Ja, die habe ich gemacht. Wir waren in der Karibik und in Florida, umsichtig begleitet vom erfahrenen ehemaligen Bürgermeisterkollegen German Weh.
Vermissen Sie die politischen Ämter?
Riedmüller: Das kann ich mit einem deutlichen Nein beantworten. Ich habe ja nicht abrupt aufgehört. Nach dem Ausscheiden als Bürgermeister 2002 war ich ja noch bis 2008 Fraktionsprecher der CSU im Kreistag. Ich habe bewusst nie eine Gemeinderatssitzung besucht und wäre nie auf die Idee gekommen, für den Gemeinderat zu kandidieren.
Verfolgen Sie die Kommunalpolitik?
Riedmüller: Ich versuche, mich rauszuhalten aus dem Tagesgeschehen. Wenn man die Details nicht mehr kennt, ist kein ausgewogenes Urteil mehr möglich. Auf Bürgerversammlungen gehe ich immer hin. Das habe ich selber 35 Jahre gepredigt, dass die Bürger kommen und das Wort ergreifen sollen; dann kann ich selber nicht durch Abwesenheit glänzen.
Und bei solch wichtigen Dingen wie dem Umzug des Fenebergmarktes sage ich meine Meinung. Im übrigen macht mir die personelle Entwicklung im Rathaus ganz große Sorgen.
Ist der Bürgermeisterberuf für junge, politisch engagierte Leute noch empfehlenswert?
Riedmüller: Vorbehaltlos Ja. Das ist nach wie vor ein tolles, sehr befriedigendes Amt, auch wenn man auf viel Freizeit verzichten muss. Das Schwergewicht liegt nicht auf dem Verwalten sondern auf dem Gestalten, vorausgesetzt die Finanzen sind in Ordnung. Als Rüstzeug sollte man eine Verwaltungsausbildung mitbringen. Und mehr denn je müssen Rathauschefs auf die Leute zugehen können. Als ich mit 29 Jahren mein erstes Bürgermeisteramt in Taldorf bei Ravensburg antrat, war Bürgerbeteiligung fast noch ein Fremdwort.
Das gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Ja, man läuft inzwischen sogar Gefahr, dass keine repräsentativen Entscheidungen mehr getroffen werden, weil meist nur die Betroffenen aktiv sind und die Mehrheit schweigt.
Männer über 70 sind heutzutage gefragt als Bundespräsident oder Trainer in der Fußballbundesliga. Was haben Sie noch vor?
Riedmüller: (grinst) Ich stehe Gewehr bei Fuß, wenn es mit dem Joachim Gauck nicht lange gut gehen sollte. Und ich bin sowieso schon einer von 80 Millionen Bundestrainern in Deutschland.
Sonst noch einen Wunsch?
Riedmüller: Ich wäre gerne nochmal 18. Das Leben war so unbeschwert, alles war in Butter. Aber im Rückblick verklärt sich wohl manches.