Sie sind mittlerweile schon zu einer festen Größe (und zum Publikums-Magneten) der Oberallgäuer Kultur-Szene geworden – die ambitionierten Theatermacher der 'Probenprofis'. Jetzt hat sich das aus Sonthofer und Oberstdorfer Literaturfreunden bunt zusammenwürfelte Ensemble Friedrich Dürrenmatts hintersinnige Komödie 'Die Panne' zur Brust genommen und mit jeder Menge Spielfreude und pfiffigen Ideen inszeniert.
Mit drei Aufführungen in Oberstdorf (Gymnasium und Kurfilmtheater) war durch die beständig wachsende Fan-Gemeinde jeweils volles Haus garantiert. Wobei gleich das erste Bild mit Sarg und restlos 'verkaterten' Party-Leichen sowie einer leichtgeschürzten und -sinnigen Schönen für Überraschung sorgte. Da hatte man kurzerhand das dramatische Ende vorweggenommen, um – wie Ulrich Lachenmair (alias Richter Abraham Wucht) erläuterte, die Akteure der Schluss-Szene nicht so lange auf ihren Kurz-Auftritt warten zu lassen.
Danach also alles auf Anfang und schnurgerade auf Dürrenmatts Spuren. Welcher mit seiner Komödie um eine verhängnisvolle Panne ein groteskes Psycho-Spiel in der Grauzone von Fiktion und Realität entwickelt hat.
Vier betagte Herren zwischen 80 und 90 Jahren – ehemals als Richter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt und Henker gefürchtet – würzen ihren Lebensabend mit regelmäßigen 'Hohes-Gericht-Spielen'. Zuvor jedoch bringen sich die 'Virtuosen in der Kunst des Betrinkens' mit edlen Bordeaux-Weinen, kenntnisreich und blasiert kredenzt von Simone von Fuhr (alias Ragna Juraschitz), in Stimmung. Zufällige Gäste in der Villa des Richters Wucht (überzeugend gemimt von UIrich Lachenmair) werden zum Besäufnis eingeladen unter der Bedingung, als Angeklagter beim Gerichtsspiel zu agieren.
Traps Neugier und Naivität Durch eine Panne seines roten Jaguars gerät die Schlüsselfigur der Krimi-Komödie, Alfredo Traps, in Villa, Trinkgelage und Spiel. Wie Martin Tröster diesen diffizilen Part zwischen anfänglicher Neugier, Naivität und zunehmender Verunsicherung bis zum letztendlichen Schuldbekenntnis eines Unschuldigen entwickelt, das war absolut profi-like. Wie überhaupt die elf 'Probenprofis' durch beachtliches darstellerisches Potenzial überzeugten. Vor allem auch Bruno Kuen, der als Staatsanwalt Isaak Zorn mit überaus beredter Mimik und Ganzkörper-Einsatz im 'Prozess' gegen seinen ebenso brillanten Gegenspieler Rechtsanwalt Kummer (alias Petra Müller) plädierte.
Mit zunehmender Trunkenheit, und überdies berauscht von der kessen Enkelin des Richters (eine wahre Augenweide: Luisa Rimmel), gerät die Welt des braven Alfredo Traps aus den Fugen – die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen. Während sich Staatsanwalt und Verteidiger in brillanter Rhetorik übertreffen und der Richter den Angeklagten freispricht, hat dieser sich selbst gerichtet. Im Bewusstsein, sich mit einem perfekten Mord über die Banalität seiner realen Existenz zu erhöhen.
Viel Applaus für diese pfiffige Inszenierung und das großartige Ensemble, bei dem noch Willi Rösler, Irmela Fischer, Peter Zick sowie Alfred und Kilian Juraschitz munter mitmischten.