Seit einem Jahrzehnt wird die Lebenshilfe in Bayern und im Bund 'vom unermüdlichen Engagement ganz besonderer Persönlichkeiten geprägt', heißt es in einer Mitteilung des Landesverbands der Lebenshilfe Bayern. Im Jahr 2001 trat die heutige Landtagspräsidentin Barbara Stamm ihr Amt als Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern an, ein Jahr zuvor wurde Robert Antretter, ehemaliges Mitglied des Bundestages, Vorsitzender der Lebenshilfe-Bundesvereinigung. Anlässlich dieses 'Doppeljubiläums', wie es die Lebenshilfe nennt, fand nun eine Tagung des Landesverbands im Haus Meyenbad der Lebenshilfe Memmingen/Unterallgäu in Mindelheim statt.
Die Wahl des Tagungsortes hat einen Grund, denn Bundesvorsitzender Antretter stammt aus der Frundsbergstadt. Mindelheim war sein ausdrücklicher Wunsch. Die CSU-Politikerin Stamm und der Sozialdemokrat hatten im Jahr 2003 gemeinsam ein sogenanntes kommunales Entlastungsgesetz verhindern können, das im Ergebnis auf eine spürbare Schlechterstellung behinderter Menschen hinausgelaufen wäre. Jetzt steht ein weiterer Erfolg ins Haus: Seit Jahren fordert die Lebenshilfe ein Bundesleistungsgesetz für Menschen mit Behinderung. Bisher sind bei Eingliederungshilfen vor allem die Kommunen in der Pflicht. Künftig sollen Bund und Länder mitzahlen.
Besonderer Schutz
Seit die Vereinten Nationen die Staatengemeinschaft verbindlich verpflichtet haben, Menschen mit Behinderungen mehr Teilhabe zu gewähren, schrillen bei der Lebenshilfe die Alarmglocken. 'Teilhabe ist auch mit mehr Risiken verbunden', formulierte Antretter. Viele bräuchten einen besonderen Schutz. Als Beispiel nennt er den Bereich Arbeitsmarkt. Dieser biete zu wenig Chancen für Behinderte. 'Unsere Werkstätten sind keine Bastelstuben', sagte Stamm. Sie konkurrierten mit Firmen in Tschechien oder Hongkong. Es gebe kaum ein Auto, ergänzt Landesgeschäftsführer Dr. Jürgen Auer, das nicht mit Teilen bestückt ist, das behinderte Menschen bei der Lebenshilfe gefertigt haben.
Betreuung tue auch in Wohngruppen weiter not. 'Wir haben hier einen Riesenbedarf', so Stamm. Letztlich wäre es ein Irrweg, hilfsbedürftige Menschen vermehrt sich selbst zu überlassen.
Die Haltung zur UN-Konvention soll in ein neues Grundsatzprogramm einfließen, das in Mindelheim erarbeitet wurde. Es soll so einfach wie möglich formuliert sein, um die wachsende Zahl behinderter Mitglieder der Lebenshilfe nicht zu überfordern. Heute soll das Thema dann auf der Jahresmitgliederversammlung der Lebenshilfe in Berlin vertieft werden, kündigte Antretter an.