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Die Schauspielerin Eva Schroer feiert in Rettenberg ihren 85. Geburtstag

Künstlerleben

Die Schauspielerin Eva Schroer feiert in Rettenberg ihren 85. Geburtstag

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    Die Schauspielerin Eva Schroer feiert in Rettenberg ihren 85. Geburtstag
    Die Schauspielerin Eva Schroer feiert in Rettenberg ihren 85. Geburtstag Foto: charly hã¶pfl

    "Selbst gemacht", sagt Eva Schroer, hebt den Deckel der Truhe und fährt mit den Fingern über jenes Ornamentband, das sie einst aus dem Holz herausgeschält hat. Nichts sei Konfektionsware, betont sie, über die Einrichtung ihres Wohnzimmers blickend. Das meiste von ihr selbst geschaffen oder ihrem Mann Fred: Bilder, Skulpturen, Möbel. Ein Raum voller Erinnerungen, voller Geschichten.

    Sie kreisen dabei weniger um die Bildende Kunst, als vielmehr um die Bühne. Denn dort lernte Eva Schroer ihren Lebenspartner kennen, dort feierte sie Erfolge an der Seite berühmter Kollegen wie Will Quadflieg. Am kommenden Montag, 22. August, begeht die Schauspielerin, die jetzt im Oberallgäuer Rettenberg lebt, ihren 85. Geburtstag. Danach sind wieder Auftritte geplant.

    Erste Auftritte im Zirkus

    > Diesem Grundsatz ist Eva Schroer, die in Radolfzell am Bodensee als Eva Köhrer geboren wurde, treu geblieben. Sie lebt nicht in ihrer Vergangenheit, sondern sie lebt mit ihr. Sie sitzt auf dem Balkon ihrer Wohnung, der den Blick freigibt auf den Grünten.

    Dessen Gipfel verhüllen graue Wolken, und Eva Schroer lässt die Gedanken schweifen in die Tage ihrer Jugend, die vom Elend des Zweiten Weltkriegs überschattet waren. Zurück aber auch zu ihrer Liebe zum Zirkus, die ihr Onkel, ein Oberlandesgerichtsrat, unterstützte. Er vermittelte ihr erste Auftritte bei einer befreundeten Truppe mit Parterre-Akrobatik, dann bei Althoff in einer Elefanten-Nummer.

    Später konnte sie mit ihrer Geschicklichkeit auf der Bühne das Publikum verblüffen, als sie am Boulevardtheater Marquardt in Stuttgart eine Trapezkünstlerin mimte. Als Statistin am Staatstheater Stuttgart hatte ihre Bühnenkarriere begonnen. Schon bald durfte sie ganze Sätze sprechen, erzählt sie, etwa an der Seite von Erich Ponto und Günther Lüders. Erste Hauptrollen warteten dann an einer Wanderbühne, die in Esslingen stationiert war.

    Nach kleineren Aufgaben an Renaissance- und Schiller-Theater in Berlin folgten große Rollen am Staatstheater Hannover, wo sie etwa mit Heinz Bennent in Schillers > oder mit Rolf Boysen in Lorcas > spielte. Nach weiteren Engagements an bedeutenden Bühnen wurde schließlich das Staatstheater in Saarbrücken zum Schicksalshaus für sie. Dort lernte sie den Schauspieler und Regisseur Fred Schroer schätzen, den sie schon von früher kannte. Als Intendanten des Neuen Theaters in Stuttgart. Dreimal habe sie ihm vorgesprochen und immer eine Absage erhalten: >

    Bauernhaus im Hunsrück

    Nun entdeckten die beiden starken Persönlichkeiten gemeinsame Interessen, etwa für die Bildende Kunst. Für Fred Schroer wurde es die fünfte Ehe - und sie hielt 38 Jahre lang. >, berichtet Eva Schroer. Sehr bald hatten die beiden dem Staatstheater Saarbrücken den Rücken gekehrt, arbeiteten als freie Künstler, gaben Gastspiele, kauften ein Bauernhaus im Hunsrück, richteten es her, statteten es mit Selbstgefertigtem aus und wendeten sich nun verstärkt der Bildenden Kunst zu.

    In diesem Refugium, einem Hort der Kreativität, wollte Eva Schroer bis zu ihrem Lebensabend bleiben. Aber das Schicksal wollte es anders. Nach dem Tod ihres Mannes konnte sie das Haus nicht erhalten. Sie zog 1998 ins Allgäu, wo die Familie ihres Schwagers lebt. Hier begann sie das zu machen, was sie schon immer neben ihrer Schauspielkarriere pflegte: Rezitationen.

    Doch sie stellte fest, dass anspruchsvolle Literatur in der Region wenig Besucher anlockt.

    Für jene, die sich dafür interessieren, feilt sie an immer neuen Projekten. Zurzeit gerade an Hans Magnus Enzensbergers Erzählung >, die sie zusammen mit den Schauspielern Simone Schatz (Irsee) und Thomas Garmatsch (Kaufbeuren) im Oberstdorfer Kunsthaus realisieren will.

    Die Rollen müssen dabei nicht zwangläufig ihrem Alter entsprechen, meint Eva Schroer und sie fügt ein Erlebnis an: Nach Jean Cocteaus > habe ein Besucher ihr gestanden: Am Anfang sei er verblüfft gewesen, dass sie diesen Monolog einer jungen Frau vortrage, doch nach zehn Minuten habe er ihr Alter vergessen. >, erklärt Eva Schroer, und ihr Gesicht strahlt wie die Sonne, die nun die Wolken über dem Grünten verscheucht hat.

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