Früher gab es vielerorts Mühlen an Bächen und Flüssen, heute sind derartige Bauwerke eher eine Seltenheit. Wie zum Beispiel die Pforzener Klostermühle, direkt an der Wertach. 'Erstmals erwähnt wurde sie bereits im Jahr 1345', erzählt Franz Rotter, der Eigentümer der Mühle. Allerdings war dabei von einem Vorgängerbau die Rede. Der bestand, wie in damaligen Zeiten üblich, aus Holz und ist Ende des 16. Jahrhunderts abgebrannt.
Rotter erbte das historische Denkmal 1980 von seinem Vater, der als letzter Müllermeister noch selbst in der Mühle tätig war. Bis zu sechs Tonnen fertiges Mehl produzierte die Mühle in ihren Hochzeiten, vor allem nach dem Krieg. 'In dieser Zeit war Mehl sehr billig und wurde zum Backen von Brot und der Herstellung von Teigwaren gebraucht', erzählt Rotter. Insgesamt waren auf dem Mühlengut und der angrenzenden Landwirtschaft 25 Leute beschäftigt.
In den 1960er-Jahren kam es dann zu einem Mühlensterben. 'Die schlechte Zeit der Mühle fing an, als die gute Zeit der Landwirtschaft begann', sagt Rotter, der selbst Landwirtschaftsmeister ist. Die Bevölkerung habe genug von Mehl und Brot gehabt, wollte daher lieber Fleisch.
Heute lebt die fast 440 Jahre alte Klostermühle als privat getragenes Handwerksmuseum weiter. Auf fünf Etagen erfahren die Besucher neben der Geschichte des Bauwerks Wissenswertes über den gesamten Mahlvorgang – vom Getreide bis hin zum fertigen Mehl. Alle dafür benötigten Maschinen können im Originalzustand besichtigt werden. Manchmal wirft Rotter die Mühle für Besuchergruppen auch kurz an. 'Dann verstehen sie endlich, warum es in dem Volkslied heißt: Es klappert die Mühle am rauschenden Bach', meint er.
Die einzige Veränderung zum früheren Zustand gibt es hinsichtlich des Wasserrades: An dessen Stelle arbeitet seit 1966 eine Turbine, die auch heute noch dauerhaft im Einsatz ist. 'Sie liefert unseren eigenen Strom und der Rest wird ins Netz der Lechwerke eingespeist', so Rotter.
Dass die Familie sich, zusätzlich zu ihren Tätigkeiten in der Landwirtschaft und im Wasserwerk, noch immer um die Mühle kümmert, habe einen einzigen Grund: Idealismus. Rotter: 'Es widerstrebt uns einfach, sie verkommen zu lassen. Ich habe sie von meinem Vater bekommen und nun wollen wir sie auch weiterführen.'
Die Allgäuer Zeitung beschäftigt sich in dieser Woche intensiv mit der Gemeinde Pforzen. Am morgigen Freitag sind wir mit dem AZ-Zeitungsmobil von 10 bis 13 Uhr vor dem Pforzener Rathaus zu finden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.