"Die Partnerschaft zwischen Immenstadt und Lillebonne droht zu versanden", befürchtet Françoise Gribonval-vonRobakowski. Sie organisiert den deutsch-französischen Jugendaustausch und bemängelt, dass es von Immenstädter Seite immer weniger Aktivitäten im Bereich der Erwachsenen gibt. Aktueller Anlass ihrer Kritik: Nur eine Handvoll Immenstädter will im Juni zu einem Jubiläumsfest in die französische Partnerstadt fahren. "Damit kränkt man die Franzosen", sagt Gribonval-von Robakowski und fordert von der Stadt mehr Einsatz und Engagement für die Städtepartnerschaft. Die Stadt habe sehr wohl Interesse am Weiterbestehen dieser nun schon 50 Jahre bestehenden Partnerschaft, sagte Bürgermeister Armin Schaupp. Seiner Ansicht nach sollte die deutsch-französische Verbindung in Zeiten eines zusammenwachsenden Europas zeitgemäßer gestaltet werden.
Für eine lebendige Partnerschaft zwischen Lillebonne und Immenstadt setzt sich Françoise Gribonval-vonRobakowski mit großer Kraft ein. Sie stammt aus Paris und lebt seit 25 Jahren mit ihrer Familie in Immenstadt. Sie war es auch, die für die 650-Jahr-Feier das dreisprachige Theaterstück "Méli-Mélo" geschrieben hat, das von Immenstädter Schülern gleich sechs Mal aufgeführt wurde. Heute organisiert sie Austauschprogramme für Jugendliche: An Ostern waren die Franzosen aus Lillebonne in Immenstadt zu Gast, im August steht der Gegenbesuch der Deutschen an. Bei den Jugendlichen kämen die Austauschprogramme nach wie vor sehr gut an, sagt sie. Probleme sieht sie allerdings im Erwachsenenbereich.
Denn während noch im vergangenen Jahr eine ganze Delegation aus Frankreich zum Markterhebungsfest nach Immenstadt gefahren und das 50-jährige Jubiläum der deutsch-französischen Partnerschaft mitgefeiert habe, sei es jetzt nur eine kleine Gruppe Immenstädter, die im Juni zum Jubiläumsfest nach Lillebonne reisen würde.
Wellington zieht mehr
Die Partnerschaft Immenstadt-Wellington werde derzeit stärker frequentiert als die Verbindung Immenstadt-Lillebonne, sagte Bürgermeister Schaupp. Dass sich Françoise Gribonval-vonRobakowski in dieser Form für die deutsch-französische Sache engagiert, schätzt er nach eigenen Worten sehr. Schaupp wird zu der kleinen Gruppe gehören, die im Juni zum Jubiläumsfest in die Normandie fährt. Mit dem eigenen Auto, denn "einen Bus haben wir nicht voll gekriegt".
Was auch mit dem Termin der Feier zusammenhängen könnte. "Das Fest ist mitten in den Pfingstferien." Gribonval-vonRobakowski zufolge findet es vom 11. bis 13. Juni, also am Anfang der Ferien statt.
Im Gespräch mit den Partnern aus Lillebonne hatte Schaupp bereits angeregt, den europäischen Gedanken verstärkt in das Konzept von Städtepartnerschaften einzubringen. Zum Beispiel mit Austauschprogrammen, die nicht über zwei Wochen, sondern gleich über ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr laufen. "In einem solchen Zeitraum können Jugendliche eine Fremdsprache lernen." Jetzt hat die Stadt Fragebögen ausgearbeitet und an den Schulen verteilt. So soll herausgefunden werden, welche Ansprüche Jugendliche heute an eine Städtepartnerschaft stellen. Gribonval-vonRobakowski sieht das kritisch.
Sie verweist darauf, dass sich mehr deutsche Schüler für das bestehende Austauschprogramm anmelden als von französischer Seite aufgenommen werden können.