Auch wenn Oliver Kromm überhaupt nichts von Winnetou-Klischees hält, gibt es doch zumindest zwei Parallelen zwischen dem Kaufbeurer Künstler und Karl May: Beide sind von der Lebenswelt der Indianer fasziniert und beide waren nie im Land ihrer Helden.
>, sagt der 46-jährige Maler, der heuer den Hauptpreis des Kunstpreises der Stadt Kempten erhalten hat (wir berichteten). Aber abgesehen von der für viele doch überraschenden Kemptener Auszeichnung war für Kromm die freie Malerei eher Hobby, denn einträglicher Lebensunterhalt. Seine künstlerische Ader, die er von seinem Vater geerbt habe, nutzte der Künstler bisher vor allem, um mit Kirchen-, Architektur- und Illusionsmalerei Geld zu verdienen. Erst vor rund vier Jahren ging der Autodidakt in Sachen Malerei mit seinen autonomen Werken an die Öffentlichkeit.
Umfangreiche Serie über Wölfe
Der Schwerpunkt in seinem Schaffen sind die Natur und die Naturvölker. So hat er eine umfangreiche Serie über Wölfe geschaffen - und sich intensiv mit den Indianern Nordamerikas und ihrer Philosophie auseinandergesetzt. Sein fundiertes Wissen holte er sich mangels Reisemöglichkeiten aus der einschlägigen Literatur - und zwar nicht bei Karl May, wie er betont. Denn ihn interessiere die Welt der Indianer hinter dem Klischee, ihre Mythen, ihr enger Bezug zu Pflanzen und Tieren.
In vielen seiner zumeist gegenständlichen und fantastisch-realistischen Bildern trauert er dem in der westlichen Welt verloren gegangenen Gleichgewicht zwischen Körper und Seele, zwischen Mensch, Tier und Erde nach.
Ein inneres Gleichgewicht, das auch der Künstler in seinem Leben immer wieder suchen musste. Der gebürtige Offenbacher, der 1986 wegen der Neugablonzer Glas- und Schmuckfachschule ins Allgäu kam, war zunächst als Judo-Kämpfer im Hochleistungsbereich aktiv, hatte aber stets auch ein Faible für die Kunst. Er erkrankte zwischenzeitlich und musste sich immer wieder neu orientieren, bis er schließlich doch ganz zur Kunst fand.
Zweiter Versuch erfolgreich
Dass seine Werke nun bei der Kemptener Jury und allmählich auch bei einem breiteren Publikum Anerkennung finden, freue ihn. > habe er bei einer Ausstellung Gemälde eingereicht - und holte gleich den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis.
Mit so einem Preis stehen einem natürlich mehr Türen offen. Das ist dasselbe in Grün wie beim Leistungssport >>, resümiert Kromm ganz pragmatisch.
Trotz der Auszeichnung hat er auch künftig nicht vor, sich auf bestimmte (erfolgreiche) Motive, auf einen bestimmten Stil oder eine Technik zu beschränken. Vielfalt sei ihm sehr wichtig, und so malt Kromm neben tiefsinnigen mythischen Darstellungen auch amüsante Karikaturen, in denen zumeist Ameisen menschliche Schwächen verkörpern. Vom Erfolg will er sich nicht verbiegen lassen. Aber vielleicht ermöglicht der ja doch noch eine Studienreise zu den Hopi-Indianern.
In der Erfolgsspur: Oliver Kromm (oben in seinem Atelier) gewann den Kunstpreis der Stadt Kempten. > heißt eines von zwei prämierten Werken (links unten). > ist der Titel eines Bildes, das derzeit im Rahmen einer Ausstellung in der Brunnen-Apotheke in Kaufbeuren zu sehen ist. Foto: Harald Langer/Repros: sk/Mathias Wild