Heute ist ein großer Tag für Jochen Wittbrodt (50). Am Abend erhält der gebürtige Kaufbeurer die höchst dotierte Auszeichnung eines privaten Stifters, die es in Deutschland gibt: den Lautenschläger-Forschungspreis der Universität Heidelberg. Ein interdisziplinäres Kuratorium weltweit vernetzter Wissenschaftler zeichnet damit einen "weltweit herausragenden Forscher mit wissenschaftlicher Excellenz und Originalität" (Dr. h.c. Manfred Lautenschläger) aus - für bahnbrechende Entwicklungen in der Biologie.
Dabei begann Professor Dr. Wittbrodts Karriere gar nicht viel versprechend: Als Erstklässler fing er sich eine Ohrfeige der Lehrerin ein, weil er auf seinen Taufnamen Joachim - den Rufnamen Jochen lehnte 1961 das Standesamt ab - nicht reagierte. Dazu hatte er am damaligen Staatlichen Gymnasium Kaufbeuren ab der achten Klasse gar keinen Biologie-Unterricht mehr. Dank eines > schaffte er jedoch über den Umweg Chemie den Sprung zum Biologie-Studium an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
Fast 200000 Klicks im Internet
Es folgten die Promotion am Genzentrum in München, Forschungsjahre in Basel und Göttingen sowie die Habilitation in Braunschweig. Seit 2007 forscht und lehrt Wittbrodt nun in Karlsruhe und Heidelberg. Er arbeitet seit seinem Studium mit Fischen, erforscht die Entstehung der Augen und belegt damit die Bedeutung wandernder Stammzellen. Für einen > sorgte er vor zwei Jahren mit einem Mikroskop, das die ersten 36 Stunden in der Embryonenentwicklung eines Zebrafisches darstellen und die genauen Entwicklungsmechanismen der Zellen nachvollziehen kann.
>, so der Forscher, der dazu ein Video bei der Internet-Plattform > (Suche unter Zebrafish Development) eingestellt hat - und die für einen wissenschaftlichen Film erstaunliche Zahl von fast 200000 Klicks erreicht.
Besuche bei den Eltern
Wittbrodt vergleicht das Mikroskop mit einem Satelliten, der Kaufbeuren stark vergrößert betrachtet und verfolgt, was jeder Bürger gerade macht. Auch er hat seine Geburtsstadt nie aus den Augen verloren: So hielt der ehemalige Ministrant und Gruppenleiter der Pfarrei > im vergangenen Jahr ein Seminar für den Biologie-Leistungskurs am Jakob-Brucker-Gymnasium. Zudem besucht er mit seiner Familie regelmäßig die Eltern: >, erzählt Mutter Monika.
Denn dann stoßen auch die zwei jüngeren Brüder samt deren Familien dazu.
Monika Wittbrodt freut sich mit ihrem schon vielfach ausgezeichneten Ältesten, für den der Lautenschläger-Preis wegen der großen Konkurrenz > ist. Den Verdienst gesteht der Professor seinem > zu, dem auch Ehefrau Beate angehört. Und: Er verwendet die 250000 Euro Preisgeld nicht allein für seine Forschung, sondern unterstützt damit einen Mitarbeiter beim Sprung in die Selbstständigkeit.