Neulich im Supermarkt, Obst- und Gemüseabteilung: Ein älterer Herr lässt mit der rechten Hand einen Autoschlüssel an einem Anhänger über ein paar Äpfeln kreisen. Auf die Frage, was er denn da mache, sagt er lapidar: "Ich pendle das Obst aus." Aha, alles klar. Obstauspendeln. "Und für was soll das gut sein?", schicke ich hinterher. "Das Pendel sagt einem", erklärt der Herr, "ob das Obst einem gut tut oder nicht". Und zwar ganz individuell auf den eigenen Körper abgestimmt. Denn ein Apfel, der gut schmecke, müsse noch lange nicht zu einem passen. Das könne man eben nur mit dem Pendel herausfinden. "Und das geht mit allem?", frage ich. "Aber natürlich!"
Nun gut. Ich bin nicht gerade das, was man einen Freund der Esoterik nennt. Aber man will ja auch nicht als total borniert erscheinen und alles von vorneherein als Hokuspokus abtun. Also raus mit dem Autoschlüssel aus der Jackentasche und fleißig gependelt. Schwingt der Schlüssel vor und zurück, wandert die Ware in den Einkaufswagen, pendelt er hin und her, bleibt sie in den Regalen. Etwa eine Stunde später stehe ich an der Kasse. Gut pendeln will eben Weile haben.
Letztlich komme ich mit einem nicht ganz so vollen Einkaufskorb wie geplant nach Hause. Dafür mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Denn meine Frau wird sich sicher über meine neue Einkaufsmethode freuen. Schließlich ist sie gegenüber esoterischen Dingen aufgeschlossener als ich. Allerdings wohl nicht an diesem Samstag.
Denn sie schaut schon recht sauer drein, weil weder der grüne Salat noch die ebenfalls auf dem Einkaufszettel stehenden Paprikaschoten, Nektarinen, Trauben, Äpfel, Aprikosen, Grünkerne und Vollkornnudeln (bäh) den Weg vom Supermarkt zu uns nach Hause gefunden haben. Selbst als ich ihr von dem Mann mit dem Autoschlüssel und meinem selbstlosen Selbstversuch erzähle, wird die Stimmung nicht wirklich besser. Es hilft auch nichts, dass ich wiederholt und mit ernster Miene versichere, mit vollster Konzentration und nach bestem Wissen und Gewissen gependelt zu haben. Daher könne ich auch nichts dafür, dass das magische Pendel ausgerechnet bei Steaks, Kräuterbutter, Bratwürsten, Chips, Schokolade und Bier eindeutig gesagt hat: >
PS: Mal ganz unter uns: Ich hab freilich nicht den gesamten Einkaufszettel durchgependelt. Nach zwei erfolgreichen Versuchen (Grünkerne >, Chips >) hab ich den Rest im Geiste ausgependelt. Aber das gilt auch! Denn laut dem so genannten Carpenter-Effekt wäre bei echtem Pendeln auch nichts anderes herausgekommen. So besagt der Effekt - einfach ausgedrückt: Wenn beim Pendler der Wunsch besteht, das Pendel möge in eine bestimmte Richtung ausschlagen, dann tut es das auch. Und zwar auch dann, wenn man sich bemüht, die Hand völlig ruhig zu halten. Das funktioniert. Probieren Sies aus. Volker Geyer