Besonders stimmungsvoll war diesmal das Weihnachtskonzert in der St.-Lorenz-Basilika in Kempten unter der Leitung von Chordirektor Benedikt Bonelli. Am Beginn des Konzerts stand eine der acht Choralkantaten von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der junge Komponist stand noch ganz unter dem Eindruck der 'Bach-Renaissance', zu der er selbst entscheidend beigetragen hat.
Die Kantate 'Vom Himmel hoch', nach einem Lied von Martin Luther, ist dabei die prachtvollste. Chor und üppiges Orchester hatten gleich beim Eingangschor einen großen Auftritt, bei dem das Orchester bereits seine hohe Qualität bewies, allerdings auch den zaghaften, noch etwas amorphen Chor leicht überdeckte. Dabei zeigte sich allerdings die Könnerschaft von Bonelli, der mit seinem unprätentiösen und umsichtigen Dirigat die Gewichte rasch austarierte.
Gutes Gestaltungsvermögen
Mit den Arien stellten sich die jungen Solisten des Konzerts vor: Marie-Pierre Roy (Sopran) und Johannes Mooser (Bariton). Die Sopranistin, die eine erkrankte Kollegin vertrat, präsentierte sich bestens. Noch etwas zart, aber mit wunderschöner, klarer Stimme in allen Lagen sang sie das 'Sei willekomm' ergreifend.
Mit zwei Arien zeigte auch Mooser sein hohes Können, wobei er gleich bei 'Es ist der Herr' (Andante con moto) mit seinem hellen Bariton gefiel und sein gutes Gestaltungsvermögen bewies.
In eine andere Klangwelt (dennoch mit Bezügen zu Mendelssohn) führte die Weihnachtskantate 'Der Stern von Bethlehem' von Josef Gabriel Rheinberger. Der hoch angesehene Lehrer am Münchner Konservatorium komponierte das Werk im Jahr 1890 nach einem Text seiner Frau Franziska von Hoffnaaß. Die Komposition enthält insgesamt keine komplexen Strukturen.
Sie ist vielmehr geprägt von farbigen Harmonien, dynamischen Effekten und 'weihnachtlichen' Lyrismen mit einem das Werk kennzeichnenden Motiv (e-fis-a-e). Das nahezu einstündige Werk wurde von allen Beteiligten hervorragend musiziert.
Bläser glänzen
Der Eingangssatz 'Erwartung' beginnt mit einer wunderschönen Orchestereinleitung, nach welcher der Chor in zartem Piano ('dolce') mit dem Leitmotiv einsetzte. Das Orchester, bei dem die Bläser besonders glänzen konnten, spielte achtsam auf den Chor abgestimmt.
Die beiden Solisten trugen mit lyrischen Stimmen zur weihnachtlich-festlichen Atmosphäre bei. Im Chor überraschte der 'satt' und homogen klingende Männerchor. Aber auch die Frauenstimmen, insbesondere der Sopran, waren überzeugend. Hinzu kam die gute Beherrschung der vielfältigen Dynamik in allen Stimmen.
Unter diesen Voraussetzungen konnte die kunstvolle Chorfuge im Schlusschor nur bestens gelingen. Mit wuchtigen Fortissimo-Akkorden über dem Leitmotiv endete die Kantate.
Für die Musizierenden und ihren Leiter Benedikt Bonelli gab es schließlich anhaltenden, wohlverdienten Applaus in der bis auf den letzten Platz besetzten Basilika.