Viele begeisterte und ambitionierte Amateur-Sänger träumen davon, irgendwann einmal im Leben in einem Opernchor mitsingen zu können. Doch nur wenigen ist dies vergönnt. Der Buchloer Chor Vocapella unter Leitung von Susanne Storz-Frischenschlager, selbst ausgebildete Sängerin, machte es anlässlich seines Gala-Konzertes zum 20-jährigen Bestehen anders: Er holte sich die Profis und die Oper gewissermaßen zu sich nach Hause in den restlos ausverkauften Kolpinghaus-Saal.
Chor ließ sich mitziehen
Nach dem als Einstieg fast einen Hauch zu wehmütig-melancholisch wirkenden Satz "Es war einmal" von Paul Lincke ließen sich die Sänger von Vocapella anschließend problemlos mitziehen - von der stimmlichen Präsenz und lebhaften Spielfreude des Bass-Baritons Stefan Sevenich, Ensemblemitglied des Münchener Gärtnerplatztheaters. Zusammen mit der routinierten, akzentuierten Leistung von Anke Schwabe (ebenfalls engagiert am Gärtnerplatz) und der detailorientierten Einstudierung durch die Chorleiterin wurde eine Chorszene aus Lortzings "Der Wildschütz" so frisch, unverbraucht und musikalisch zugleich wach und auf den Punkt gebracht umgesetzt, dass man über weite Strecken vergaß, dass man es hier - abgesehen von den Solopartien des Schulmeisters Baculus
und des Gretchens, das von Susanne Storz-Frischenschlager selbst keck, kapriziös und zugleich bodenständig-abgeklärt gesungen wurde - mit "Laien" zu tun hatte.
Herrlich übertrieben

Neuer Schwung, alte Stärken
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Gleiches galt für die Arie des van Bett "O sancta iustitia!" aus Lortzings "Zar und Zimmermann", die Stefan Sevenich in herrlicher Übertreibung hart an der Grenze zur Hyperventilation als ein köstliches Kabinettstück maßloser Selbstüberschätzung abspulte.
Die bekannte "Singschule" aus der gleichen Oper forderte den Chor hinsichtlich Tempo und Artikulation vor allem anfangs.
Einen besonderen Akzent setzte auch das Männerterzett "Eine fidele Gerichtssitzung" aus der Feder von Richard Heinze. Dabei zeigten die Vocapella-Chorsänger Solo-Qualitäten: Gerhard Trollmanns Bass (Richter), Dieter Striegels Tenor (Gerichtsdiener), vor allem aber Bernd Roczek (Tenor) in der Rolle des Angeklagten machten aus dieser netten kleinen Szene eine höchst amüsante Kreuzung aus "Königlich-bayrischem Amtgericht" in gesungener Form und "Erkennen Sie die Melodie?".
Der zweite Teil des Abends führte - eingerahmt vom in ruhigem Tempo, aber leichtfedrig umgesetzten "Jägerchor" beziehungsweise einem innig und dichten "Gebet" aus dem "Freischütz" und einer konzentriert phrasierten "Barcarole" aus "Hoffmanns Erzählungen" - ins italienische Opernfach.
Stefan Sevenich gab griffig und schwungvoll, am Klavier unterstützt von Anke Schwabe, den bedauernswerten Don Pasquale aus der gleichnamigen Oper von Donizetti. Im Dienerchor "Sehet, wie Diener sich mühen und plagen" agierte Vocapella überzeugend als süffisant-schadenfrohes Putzgeschwader. Es folgte das Duett Don Pasquale-Norina, in dem Susanne Storz-Frischenschlager nochmals solistisch ihr Können mit spöttischer Sensibilität und zielsicheren Ironie-Spitzen in der Stimme ihr Können zeigte.
Die Begrüßung und Moderation hatte die Vhs-Musikschulleiterin Christiane Eberhard übernommen, die den Jubiläumschor selbst mehrere Jahre lang geleitet hatte.