Sakrale Kunst: Berühmtes barockes Chorgestühl seit 30 Jahren wieder in Buxheimer Kartause

6. Juni 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Brigitte Waltl-Jensen

"Traumhaft schönes Glanzstück des Barocks"

Die Kinder hatten schulfrei und schwenkten Europafähnchen, als die zwei, eilends von Buxheimer Frauen bekränzten Lastwagen aus England mit der kostbaren Fracht ins Dorf rollten; die Glocken läuteten, die Musikkapelle spielte und etwa 1000 Schaulustige hatten sich versammelt: So wurde am 4. Dezember 1980 die Rückkehr des prachtvollen, barocken Chorgestühls in die ehemalige Reichskartause in Buxheim (Unterallgäu) gefeiert.

Dr. Georg Simnacher, der damalige Bezirkstagspräsident und > dieses Kunstschatzes, erinnert sich noch genau an den Moment, als die erste Lkw-Tür aufging. Er sei so berührt gewesen, dass er keine Rede mehr halten konnte. >, brachte er unter dem Jubel der Bevölkerung gerade noch heraus. Mit einem Festakt und vielen Stunden Begleitprogramm wurde nun > gefeiert, eingerahmt von einer Vesper in der Kartausenkirche - wo es heute wieder zu besichtigen ist - und einer Prozession durch den Kreuzgang der Klosteranlage.

Aus Geldnot verkauft

Geschaffen hat dieses Kunstwerk von europäischem Rang für die Buxheimer Kartause der Tiroler Holzbildhauer Ignaz Waibl in den Jahren 1687 bis 1691. Aus Geldnot hat es dann Graf Hugo Waldbott von Bassenheim, der damalige Besitzer des Klosters, 1883 verkauft. Es gelangte in ein Frauenkloster in England. Als dieses aufgelöst wurde, kam das Angebot, es für 2,6 Millionen Mark zurückzukaufen.

Weil der Freistaat, dem die Kartause nun gehörte, abwinkte, handelte Simnacher damals schnell - und auf hohes persönliches Risiko: Ohne vorherige Absegnung durch den Bezirkstag schloss er den Kaufvertrag, um das Prunkstück, das bereits beim Auktionshaus Sothebys angeboten wurde, für das Unterallgäu zu retten. Seine Räte stimmten dem Kauf schließlich zu und seither ist der Bezirk Besitzer des Chorgestühls.

Daran erinnerten die Festredner, allen voran der jetzige Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert, in ihren Ansprachen. Fast ein kleines Wunder sei es, dass man dieses > heute in seiner Gesamtheit wieder erleben könne, so Reichert. Sein Dank galt dem Heimatdienst Buxheim, der das Chorgestühl und das Kartausenmuseum ehrenamtlich betreut.

Von einem > sprach auch Bürgermeister und stellvertretender Landrat Werner Birkle.