Berufsfachschule: Bei der Projektwoche "Italien" zeigen die Lindauer Berufsschüler ihr Können

12. Mai 2011 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Olaf Winkler

In einem Jahr alle Sparten kennenlernen

Alessandro Schembri ist Oberkellner. Höflich begrüßt er die Gäste und führt sie zum elegant gedeckten Tisch. Er verweist auf die bereitliegenden Getränke- und Menü-Karten, wünscht einen angenehmen Aufenthalt und zieht sich diskret zurück. Das alles könnte so in einem Restaurant ablaufen, doch tatsächlich ist Alessandro Schüler und Absolvent der einjährigen Berufsfachschule für gastgewerbliche Berufe in Lindau.

Die "Rolle" als Oberkellner hat Alessandro nur an diesem Tag inne - vielleicht aber auch irgendwann in naher oder ferner Zukunft. Denn der Lindenberger ist sich schon gut zwei Monaten vor Abschluss der Schule sicher: "Das ist mein Beruf." Gerne hätte er direkt nach der Schule seine Ausbildung im Service-Bereich eines Restaurants begonnen: "Aber ich war zu jung."

Viele Gastronomie-Betriebe sehen es gern, wenn die Berufseinsteiger mindestens 17 Jahre alt sind. "Das hat nicht zuletzt mit dem Jugendschutzgesetz zu tun", weiß Hans Knöpfler. Der stellvertretende Leiter der Lindauer Berufsschule hat in den letzten 24 Jahren, in denen die Berufsfachschule (BFS) besteht, viele Absolventen innerhalb eines Jahres deutlich reifen sehen. "Mancher Schüler weiß zwar, dass es in die Gastronomie gehen soll. Aber die Entscheidung, ob in den Service oder in die Küche, ist oft noch nicht gefallen".

In der BFS lernen die derzeit 18 Schüler beide Seiten kennen. Und das demonstrieren sie zum Abschluss der Projektwoche "Italien" Eltern und Lehrern. Und neben Oberkellner Allessandro gehören unter anderem auch Madlen Männel aus Opfenbach im Service und Francesca Dietrich aus Weiler in der Küche zum Team. Sie bereiten Piccata Milanese mit Spaghetti und Tomatensoße zu, servieren ein Salatbouquet und zum Abschluss Tiramisu. Damit das italienische Ambiente stimmt, ist das Restaurant der Berufsfachschule in Grün-Weiß-Rot dekoriert.

Anders als Alessandro hatte Madlen ihren Ausbildungsplatz in Nonnenhorn schon für 2010 sicher, "aber ich wollte erst die Schule machen und dann mit mehr Einblick in alle Bereiche starten." Diesen Vorteil sieht auch Knöpfler. Und er weiß: "Die meisten Betriebe verkürzen für Absolventen unserer Schule die Lehrzeit."

Nicht zuletzt sind die Berufsaussichten der Schüler hervorragend: "Alle haben einen Platz sicher", so Knöpfler. Immerhin bringen die Absolventen neben ersten praktischen Erfahrungen auch theoretisches Wissen von der Ernährungslehre bis zum Fachfranzösisch mit.

In Einzelfällen hilft die BFS aber auch, eine negative Entscheidung zu treffen. So will Roland Meichle (Friedrichshafen) nach dem BFS-Jahr doch eine Ausbildung zum Mechaniker machen. "Die Schule ist absolut empfehlenswert. Mir hat sie auch viel gebracht." Doch seinen ursprünglichen Berufswunsch als Koch hat er aufgegeben. Ohne den Besuch der Schule hätte er eine Ausbildung begonnen - "und die hätte ich mit Sicherheit abgebrochen".

Nun ist er froh, die Entscheidung während der Schulzeit getroffen zu haben und einen "sauberen" Lebenslauf vorweisen zu können.

Alle Gäste des BFS-Restaurants sind sich am Ende übrigens einig: Gut, dass 17 der 18 Schüler sich für einen gastronomischen Bereich entschieden haben. Service und Essen waren vorzüglich.