Die weißen Türme, die Putz und Mörtel ausspucken, wenn Lastwagen darunter stoppen, und die wie die Soldaten aufgereihten weißen Silos werden sich über kurz oder lang lichten inmitten der Hindelanger Bergwelt. Das Baustoff-Unternehmen Baumit, früher Bayosan, hat Pläne mit dem alten Produktionsbetrieb im Oberallgäu. Geschäftsführer Ludwig Soukup - ein Wiener mit jetzigem Allgäuer Wohnsitz - will allmählich die reine Produktion am Standort zurückfahren, die ohnehin nur noch 16 Mitarbeiter nährt.
Das heißt aber nicht, dass es mit dem wichtigen Arbeitgeber am Fuß des Jochpasses bergab gehen wird. Die Firma soll als Schaltzentrale der acht deutschen Filialen und als Schulungszentrum sogar noch gestärkt werden. 150 Mitarbeiter sind jetzt schon in der Verwaltung, Forschung und Entwicklung in Bad Hindelang im Einsatz.
Die Palette des in österreichischer Hand befindlichen Unternehmens umfasst neben Trockenmörtel und Fassadenputz auch Gips und Grundierungen, Abdichtmittel und Estrich bis hin zu Dämmsystemen. 25000 Tonnen Baustoffe werden jährlich noch in Hindelang hergestellt. "Ein Werk sollte 100000 Tonnen produzieren, damit es halbwegs ausgelastet ist", sagt Ge-schäftsführer Soukup. Das zentral gelegene Zweigwerk Landsberg soll dies künftig leisten. "Irgendwann werden wir Türme abbrechen", peilt Soukup einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren für die Umstrukturierung an.
Zauberwort Wärmedämmung
Zugleich wird investiert in Hindelang, nicht nur in mehr Mitarbeiter, sondern auch in Gebäude. Wärmedämmung heißt das Zauberwort, das nicht nur den eigenen Büros, Lehrräumen und Labors eine bessere Arbeitsqualität beschert und Energiekosten sparen hilft. Wärmedämmung ist auch das Zauberwort für eine Erfolg versprechende Zukunft von Baumit. Wenn schon in Deutschland pro Jahr allenfalls noch knapp 200000 Wohnungen gebaut werden, muss man neue Märkte erschließen. Das ist die Sanierung von Gebäuden, um Energiekosten zu sparen. Der Putz- und Mörtel-Hersteller hat neue Dämmsysteme entwickelt, die in Kooperation mit dem Baustoffhandel und dem Maler-Handwerk vertrieben werden. Wenn erst einmal das Konjunkturpaket greift, sieht Baumit gute Chancen für sich, auf diesem Sektor gutes Geld zu verdienen.
"Wir sind kerngesund", will der Wiener nicht in das allgegenwärtige Krisengejammer einstimmen: "Die Finanzkrise hat uns nicht wirklich tangiert."
Damit das auch so bleibt, knüpft Baumit Netzwerke. Eine gute Gelegenheit dazu bildet wieder der Allgäuer Baufachkongress, der vom 20. bis 22. Januar in Oberstdorf die Baubranche zum Erfahrungsaustausch versammeln wird. Rund 3000 Besucher aus dem Bundesgebiet und benachbarten Ausland werden dazu erwartet.