Kuchen ohne Ei und Nuss im Café, glutenfreies Brot beim Bäcker, das Hotelzimmer ohne Teppich - so fühlt sich ein Allergiker auch im Urlaub wohl. In Bad Hindelang haben sich 70 Betriebe bereit erklärt, ihren allergiegeplagten Gästen eine beschwerdefreie Erholung ohne Niesen und Atemnot zu verschaffen. Dafür erhielt der Ort jetzt das Qualitätssiegel für Allergikerfreundlichkeit von der Europäischen Stiftung für Allergieforschung (ECARF). Damit ist Bad Hindelang deutschlandweit die zweite ausgezeichnete Gemeinde und "der einzige qualifizierte allergikerfreundliche Ort in den Alpen", wie Bürgermeister Adalbert Martin stolz betonte.
Teil eines Modellprojekts
Die Zertifizierung ist Teil eines Modellprojekts, das Leitlinien für allergikerfreundliche Ortschaften entwickelt und vom Bundesverbraucherministerium gefördert wird. In den vergangenen Monaten haben in Bad Hindelang Hotels und Pensionen, Restaurants, zwei Bäckereien, zwei Metzgereien, Cafés, ein Naturkostladen und ein Supermarkt eine entsprechende Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet. Professor Torsten Zuberbier, Allergologe an der Charité in Berlin und Leiter der Stiftung, war bei der Übergabe des Qualitätssiegels richtig begeistert: "Die ganze Gemeinde lebt mit so viel Engagement diese Idee."
"Was wir hier machen, ist nichts Theoretisches", sagte CSU-Staatssekretär Dr. Gerd Müller, der als bekennender Allergiker (Birke, Erle, Hasel, Apfel) den Kontakt zu der Stiftung für Allergieforschung vermittelt hat. Bürgermeister Adalbert Martin und Kurdirektor Max Hillmeier hatten die Anregung dankbar aufgegriffen. Martin: "Der Gesundheitsmarkt bietet das größte Wachstum im Bereich Tourismus." Alfons Zeller, Vorsitzender des Tourismusverbandes Allgäu/Bayrisch-Schwaben, sprach von einem "unwahrscheinlichen Wertschöpfungsfaktor".
Keine sterile Klinikatmosphäre
Der Gast, so Kurdirektor Hillmeier, wird für die allergikerfreundlichen Leistungen nicht mehr bezahlen müssen. Es würden ja keine großen Investitionen getätigt. Professor Zuberbier: "Wir wollen keine sterile Klinikatmosphäre schaffen und keinen Urlaub auf der Bohrinsel anbieten."