Es ist nicht allzu lange her, da war man mit historischer Substanz nicht gerade zimperlich in Kempten. Ob einst die alten Stadttore oder die Bebauung am Lindenberg – oftmals wurde einfach abgebrochen oder überbaut, was im Wege stand. Vielleicht ist es so zu erklären, warum inzwischen gerade die alten Gebäude für emotionale Diskussionen in der Stadt sorgen. So zum Beispiel das Sudhaus auf dem Brauhausgelände, dessen Abriss schon beschlossene Sache war - bis die besondere "Bindung" der Kemptener zu einem Umdenken führte. Oder die Basilika, bei der bereits die theoretische Möglichkeit von Schäden ausreichte, um so manchen Kemptener gegen eine Tiefgarage am Hildegardplatz stimmen zu lassen.
Nun gibt es ein weiteres Gebäude, das verstärkt in den Blick geraten ist: das Künstlerhaus. Allein die fehlenden Anführungszeichen bei der Bezeichnung 'Abbruchhaus' im Kunstnacht-Prospekt hatten am Dienstag für erboste Reaktionen der Kemptener gesorgt. Weshalb sich Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer auch beeilte zu versichern, dass in Sachen Künstlerhaus noch nichts entschieden sei und man mit Bürgern und Stadtrat diskutieren wolle. Wir geben den Ball an unsere Leser weiter. Was soll mit dem Künstlerhaus geschehen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail an: umfrage@azv.de
Der Stand der Dinge: Bereits seit einigen Jahren wird der Gründerzeitbau, der sich im Besitz der Stadt befindet, kulturell und gastronomisch genutzt. Denn zu einem 2004 bereits geplanten Abriss kam es nicht. Der damalige Investor fand nämlich keinen Hauptmieter für einen Geschäftshaus-Neubau. Derzeitige Pächter im Künstlercafé sind die beiden Studenten Marc Först und Tommy Leibfried. Ihr Mietervertrag läuft, ab Januar jedoch kann ihn die Stadt monatlich kündigen.
Die Interessenten: Först und Leibfried wollen den Betrieb im 'Künstler' weiterführen – und haben in ihr Konzept unter anderem auch Vorschläge für eine 'Jugendherberge' in den oberen Stockwerken und eine neue Terrasse in Richtung Stadtmauer eingearbeitet. Davon abgesehen gibt es noch mehrere Interessenten – etwa einen Großinvestor, der sich derzeit bereits in der Innenstadt engagiert.
Die Politik: Mehrere Stadträte haben sich öffentlich für eine Weiterführung des 'Künstlers' in derzeitiger Form ausgesprochen – darunter Stadträte der SPD.

Skurriler Vorfall in den USA
In der Adresse geirrt: Firma reißt falsches Haus ab
Die Stadtverwaltung sagt derzeit nicht viel über die mögliche Zukunft des Hauses. 'Wir können das in aller Ruhe und ohne Zeitdruck beleuchten', ist der einzige Kommentar, der Wirtschaftsreferent Dr. Richard Schießl momentan zu entlocken ist.