Zahlreiche Gläubige finden sich ein, als die Pfarreiengemeinschaft Bidingen/Bernbach/Bertoldshofen zur Andacht auf dem Kreuzweg im Ortsteil Weiler einlädt. Pfarrer Thaddäus Biernacki geleitet sie hinauf zum Kalvarienberg, von Station zu Station wird des Leidenswegs Christi gedacht.
Das hat Tradition in Bidingen, zum Beginn der Karwoche, die am Karfreitag, dem Tag der Kreuzigung Christi, ihren Höhepunkt erreicht. Bis vor etwa 240 Jahren fanden dort auf dem Kalvarienberg sogar Passionsspiele statt - bis sie 1725 vom Bischof wegen nicht überlieferter "ärgerlicher Exzesse" verboten wurden. Dies geht aus einer Chronik hervor, die Herbert Eberle über den Kalvarienberg zusammengestellt hat. Der Allgäukenner Jochen König nennt diesen Weg den Schönsten in der Region. Die Grabkapelle steht dort oben schon seit 1730. Ihr Baumeister Johann-Georg Fischer (1673 – 1747) stammt aus Marktoberdorf, hat hier die Kirche St. Martin erbaut und neben vielen weiteren sakralen Bauten auch St. Michael in Bertoldshofen. Der Rundbau auf dem Kalvarienberg in Weiler gilt als Nachbau der Grabeskirche in Jerusalem. Bis heute kommen jährlich Hunderte von Gläubigen dorthin. Sie pilgern entlang des Kreuzweges, der auf den Berg führt, betend hinauf. Wie jüngst die Gläubigen am Palmsonntag.
Der Rundbau von Johann-Georg Fischer war nicht die erste Kapelle, die auf dem Kalvarienberg stand. Eine Vorgängerin war – soviel ist bekannt – bereits 1670 zu Ehren der Schmerzensmutter erbaut worden. 1672 erhielt sie die christliche Weihe. Wie aus der Chronik weiter hervorgeht, war der Holzbau vermutlich baufällig geworden und daher 1729/30 der Neubau nach Fischers Plänen errichtet worden.
Finanziert wurde er aus Opfern und Vermächtnissen der Pfarrangehörigen der Gemeinde Bidingen.
14. Station in der Gruft der Grabkapelle auf dem Berg
Das beeindruckende Deckengemälde im Inneren der Grabkapelle hat der Eggenthaler Kirchenmaler Franz Xaver Bernhard 1768 geschaffen. Schon 1730 aber wurden laut Chronik auch die Kreuzwegstationen errichtet. Die 14. und letzte der Stationen befindet sich als Gruft an der Nordseite der Grabkapelle. Diese Gruft ist als eine Art Tropfsteinhöhle gestaltet.
Am Fuße des Kreuzwegs eine Ölbergkapelle
Eine Ölbergkapelle mit Ölbergchristus befindet sich am Fuße des Kreuzweges. Wie aus der Chronik hervorgeht, wurde sie erst 1894 im neugotischen Stil erbaut. In dieser Zeit sind auch die Kreuzwegstationen renoviert und dem Zeitgeschmack angepasst worden. Aus dieser Epoche stammen auch die Pieta in der Grabkapelle und der Grabchristus in der Gruft. Der Altar aus jener Zeit ist jedoch schon bei der letzten Renovierung der Kirche von 1969 bis 1974 durch einen Volksaltar ersetzt worden, den der Seeger Bildhauer Otto Kobel schuf.
Der Kreuzweg wurde zuletzt auf Anregung von Mathias Burkhart und dessen Sohn Manfred 1993 renoviert. Die Bilder, die der Pfrontener Kirchenmaler Andreas Dasser in den 1970er Jahren geschaffen hatte, waren teils verwittert. Ausgebessert wurden sie von Manfred Burkhart.
Sein Vater und viele andere halfen bei den Arbeiten mit. Mesner Martin Keller erinnert sich, dass vor den Dasser-Bildern bemalte Blechtafeln in den Kreuzwegstelen waren. Nicht überliefert ist, wer ursprünglich die Leidensbilder Christi dort gemalt hatte.
Bis heute finden auf dem Kalvarienberg Andachten und Taufen sowie die Kräutersegnung zu Maria Himmelfahrt statt. Die Kreuzwegstationen und die Kapelle mit ihrer Gruft und den drei großen Holzkreuzen sind auch Ziel vieler auswärtiger Gläubiger.
Am Fuße des Kalvariensbergs, der am 'Sagenhaften Weg' liegt, macht eine Info-Tafel Wanderer darauf aufmerksam, dass dieser Berg schon lange vor der Christianisierung eine besondere Bedeutung gehabt haben soll.
Eine Sage berichtet sogar von Hexen auf dem Berg, die den Kirchenbau verhindern wollten, bis ein wildfremder Schimmel – einer anderen Sage nach ein Heiliger mit seinem Ross – das Baumaterial auf den Berg brachte und das Unheil der Hexen damit abwandte.
Im mittleren Landkreis Ostallgäu gibt es weitere Wege mit Kreuzwegstationen, unter anderem in Görisried, Ronsberg, Hopferbach oder auch Eggenthal.