Wer vermag schon der Werbung eines Herzogs zu widerstehen? Noch dazu, wenn sie so elegant und brillant phrasiert wird wie an diesem Abend. Doch die Umschwärmte plappert munter darauflos, ein wenig kokett, ein wenig oberflächlich. Jeder verfolgt sein eigenes Ziel in dieser Szene aus 'Rigoletto'.
Ganz ohne Bühne und Sänger erweckt sie Asen Tanchev zu plastischem Leben, am Klavier, in Form einer Paraphrase von Franz Liszt über jenes meisterhafte Quartett, das im dritten Akt von Giuseppe Verdis tragischer Oper um einen Hofnarren gleich vier Figuren mit unterschiedlichsten Absichten und Äußerungen zu einer musikalischen Einheit zusammenführt.
Doch nicht nur mit diesem fulminant gestalteten Schlusspunkt weiß der 20-jährige bulgarische Pianist bei seinem Soloabend im Parkhotel Frank zu überzeugen. Bereits mit 14 Jahren habe er erstmals einen Meisterkurs des Oberstdorfer Musiksommers besucht, erklärt Helga Große Wichtrup bei der Vorstellung des jungen Künstlers, und damals gleich einen Förderpreis abgeräumt. Jetzt präsentiert er sich beim Klassikfestival in einer Soirée als weiter gereifte Persönlichkeit.
Mit jugendlicher Begeisterung, Leidenschaft und Kraft nimmt er sich der einzelnen Kompositionen an, findet dabei aber nicht nur zu einer vordergründig effektvollen Darstellung, sondern präsentiert zum Teil bereits eine erstaunlich differenzierte Durchdringung der meist romantischen Werke. So geraten ihm etwa gerade zwei komplexere Stücke Frédéric Chopins, die Barcarole Fis-Dur, op. 60, und die Fantasie f-Moll, op. 49, zu stimmungs- und farbenreichen Charakterbildern. Mit einer ausgefeilten Dramaturgie erzeugt er darin packende Spannungskurven und beeindruckende Details, etwa feine Klangmalerei wie das Glitzern der Sonne auf dem Wasser.
Auch in Robert Schumanns Toccata C-Dur op. 7 findet er jenseits des Virtuosen tiefere musikalische Inhalte. Wolfgang Amadé Mozarts Sonate D-Dur, KV 311, gestaltet Asen Tanchev mit überwiegend trockenem Humor, verleiht dann aber gerade den Melodien des Mittelsatzes Andante con espressione Wärme und Eleganz. In Sergej Rachmaninows Étude-tableau es-Moll aus op. 33, genannt 'Schneesturm', hatte der junge Pianist zuvor noch das Klangbild einer die Existenz bedrohenden Naturkatastrophe entfesselt. Offenbar ist er gewohnt, größere Säle mit seinem Spiel zu füllen. Das Talent und Können dazu hat er.