Porträt: Annelies Holderried ist seit 15 Jahren Pfarrgemeinderatsvorsitzende von St. Sebastian in Untrasried

10. März 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
dpa

Kirche ist für sie Heimat

Als Lektorin nimmt Annelies Holderried links im Altarraum von St. Sebastian Platz. Ist sie Kommunionhelferin, dann auf der rechten Seite. Die Kirche in Untrasried ist ihr vertraut, eine selbstverständliche Heimat. Seit Jahrzehnten ist die 49-jährige Katholikin in ihrer Gemeinde aktiv. Aufgewachsen ist sie in Haldenwang, engagierte sich früh in der Vorstandschaft der örtlichen Katholischen Landjugend, war mit zwanzig Vorsitzende. Wenn sie von diesen Jahren mit ihren vielen thematischen Abenden und Kursen, von der Osternacht und beeindruckenden Jugendgottesdiensten erzählt, leuchtet ihr Gesicht förmlich auf. Gemeinschaft wurde in dieser Aufbruchszeit intensiv erfahren. Ein reger Austausch öffnete Horizonte. Für Holderried war dies 'die allerwichtigste Zeit, die mich geprägt hat – bis jetzt.'

In Untrasried ist die gelernte Bankkauffrau, die heute in einem Büro in Kempten halbtags tätig ist, seit ihrer Heirat 1987 zu Hause. Sie lebt dort mit ihrem Mann, die Tochter studiert derzeit. Seit 1990 gehört sie dem Pfarrgemeinderat an, seit rund 15 Jahren ist sie die Vorsitzende. So kümmert sie sich darum, was im Laufe des Kirchenjahres 'in der Kirche passiert'.

Pfarrgemeinderatssitzungen und Zusammenkünfte der Kirchenverwaltung stehen in ihrem Kalender. Jetzt, in der Fastenzeit, werden Andachten und Gottesdienste besprochen. An einem Kirchenfest wie Fronleichnam gilt es, auch an Kirchenchor und Musik, Vorbeter und Lektoren und die geschmückten Altäre der Prozession zu denken.

Es sind Schülergottesdienste in der eigenen Kirche zu planen, Erntedank, das traditionelle 'Frauentragen' der Madonnenfigur im Untrasrieder Advent oder das Sternsingen, für das sie jedes Jahr mit den Gruppen ein neues Lied einstudiert.

Unterstützung und Austausch findet Holderried in einem 'engen Kreis mit gleichen Interessen', darunter Mesnerin und Pfarrgemeinderätin Bernadette Preißinger, ihre beste Freundin von Jugend auf. Holderried ist begeisterte Leserin, gehört zu den 'Untrasried Singers' und sie ist beim Frauenbund engagiert.

Oft überschneiden sich dadurch ihre Aktivitäten. Für Fortbildungstage, die das Bistum Augsburg für Laien anbietet, nimmt sie sich Zeit. Auch einen Wortgottesdienst könnte sie leiten.

Nicht gegen, für etwas einstehen

Als Pfarrgemeinderatsvorsitzende ist sie Ansprechpartnerin für die Gemeindemitglieder. Diese regten auch die Untrasrieder Teilnahme an der 'Umarmung der Kirche' an. Dabei mitzumachen, so Holderried, darin war sich der ganze Pfarrgemeinderat einig – auch wenn sie selbst und eine größere Gruppe aufgrund einer lange geplanten gemeinsamen Fahrt ausgerechnet an jenem Sonntag nicht vor Ort sein konnten. Und es sei für die meisten 'eine schöne Aktion' gewesen, die zeige, 'dass die Menschen zu ihrer Pfarrgemeinde stehen'.

Denn in Zukunft könnte sich Untrasried ganz schnell in einer Situation ohne Pfarrer am Ort befinden, wie es derzeit im Bistum breit diskutiert wird, so Holderrieds Sorge. 'Von uns wurde das in keiner Weise als Protest gesehen. Wir wollen nicht gegen, sondern für etwas einstehen', erklärt sie und macht deutlich: Hätte Pfarrer Walter Böhmer die Aktion, die bei ihm keine Zustimmung fand, nicht toleriert, hätte sie sie nicht durchgeführt. Dies sei für sie eine Frage des gegenseitigen Respekts. Auch gelte es, nur zu vertreten, was man selbst für gut finde. Eine Protestdemonstration in Augsburg würde sie nicht unterstützen.

Holderried wirkt besonnen und bemüht um Konsens. Daneben ist ein starkes Engagement für ihren Glauben zu spüren. Die Gravur eines Medaillons an ihrer Halskette spiegelt dabei die Sehnsucht sehr vieler Menschen wider: 'Dona nobis pacem' (Gib uns Deinen Frieden) ist dort zu lesen.