Serie: An der Hindelanger Hornbahn laut ADAC beste Rodelbahn Deutschlands

25. Januar 2012 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
Klaus Kiesel

Für die Beschneiung der laut ADAC 'besten Rodelbahn Deutschlands' an der Hindelanger Hornbahn hat das Team von Armin Kocher vier besondere Fahrzeuge

Freie Straßen, perfekte Pisten, toll präparierte Bahnen. Wenn wir den Winter genießen wollen, sind wir auf Menschen angewiesen, die Tag und Nacht rufbereit zur Stelle sind. Sie räumen, streuen, präparieren und retten uns, wenn ein Malheur passiert. In der Serie 'Die Wintermacher' stellen wir Menschen vor, ohne die der Winter nur halb so viel Spaß machen würde. Roarr. Armin Kocher wirft den Motor dieser etwas eigenartigen Maschine an. Normalerweise findet man solche sogenannten Dumper-Fahrzeuge an einer Baustelle. Und schon gar nicht auf einer Rodelbahn.

Doch dieses 'selbst gebaute Teil', wie es der Betriebsleiter nennt, auf dem eine Schneekanone montiert ist, ist wohl eines der Geheimnisse der Hornbahn: Der ADAC hatte, wie berichtet, unter anderem 30 Rodelstrecken in Deutschland getestet und die Hindelanger als 'beste' ausgezeichnet.

'Dadurch fühlen wir uns in unserer Arbeit bestätigt', freuen sich der 45-Jährige und seine achtköpfige Truppe über das ADAC-Ergebnis. Doch was alles hinter dieser 'Mannschaftsleistung' steckt, zeigt allein die Beschneiung der Naturrodelbahn.

Alle 20 Meter macht eine der insgesamt vier mobilen Schneekanonen – sie sind über drei Schläuche und Kabel an einem Hydranten und Elektranten verbunden – einen anderthalb Meter großen Haufen. 'Das ist nicht so einfach, wie auf einer Skipiste, zumal wir hier enge Räume und etwa 80 Prozent Luftfeuchtigkeit haben', erklärt der Wertacher. Beschneien könne man die Rodelbahn erst ab einer Temperatur von Minus vier Grad Celsius. Das Wasser würde sonst nicht kristallisieren und die Strecke vereisen.

Den Schneehaufen macht Mitarbeiter Gerhard Schaub mit einem Pistenbully platt und verteilt die Menge auf der Strecke. Darauf müsse notfalls Schnee vom Hang geschaufelt oder mit einer Schneehexe transportiert werden, erläutert Betriebsleiter Kocher. Ohne Beschneiung werde es wegen der Klimaveränderung für die Hornbahn immer schwieriger, auch in schneeärmeren Wintern die insgesamt drei Rodelstrecken mit Winterwanderweg offen zu halten.

In solchen Zeiten, wie 2006/2007, wurden an der Bahn knappe 60 000 Rodler pro Saison gezählt. In schneereichen Wintern dagegen könnten es bis zu 140 000 pro Jahr, und bis zu 4000 pro Tag werden, weiß der gelernte Energieanlagen-Elektroniker-Meister, der seit zwölf Jahren bei der Hornbahn und seit 2009 Betriebsleiter ist.

Sicherheit hat Priorität

Die drei jeweils etwa 3,5 Kilometer langen und 3,5 Meter breiten Rodelstrecken hatten den ADAC-Testern vor allem wegen ihres Komforts und ihrer Sicherheitsvorkehrungen gefallen: 'An gefährlichen Stellen haben wir Fangnetze und Prallmatten montiert', verdeutlicht Kocher. Zudem fahre jeden Morgen ein Mitarbeiter die drei Strecken ab, um alles zu kontrollieren. Jüngst drohten etwa Bäume wegen der Schneelast umzukippen. In solchen Fällen müsse eine Motorsäge ran.

Darüber hinaus kämen sich an der Hornbahn Rodler und Skifahrer nicht in die Quere, weil es dort keinen Skibetrieb gibt. Die einzige Kreuzung der roten Strecke mit dem Winterwanderweg sei mit mehreren Warnschildern gekennzeichnet. Kocher: 'Hier gab es noch nie einen Unfall.' Im Fall der Fälle sei die Bergwacht schnell vor Ort.

Rodler verletzten sich häufig am Sprunggelenk oder am Unterschenkel, 'wenn sie mit dem Fuß unter eine Kufe kommen', weiß der 45-Jährige, der sich übrigens für eine Helmpflicht beim Rodeln ist.

Auch im Sommer viel zu tun

Nach dem Winter endet zwar die Saison, aber nicht die Arbeit für die Mannschaft von Armin Kocher: 'Jede Schneekanone wird in alle Einzelteile zerlegt, gereinigt und wieder zusammengeschraubt.' Gewartet würden neben der gesamten Bahn auch Kompressoren, Filter und die Pumpanlage, die das Wasser mit 40 Bar Druck in den Beschneiungsteich unterhalb der Bergstation transportiert. Und der Teich werde jeden Oktober gereinigt, wenn keine Tiere mehr darin sind.