Der erstaunte Blick ins Publikum, das bis auf wenige Ausnahmen auch in diesem Jahr unmaskiert zum bereits 21. Fasnachts-Hoigate kam, ließ die 'Königlich Priviligierte Waschhausvereinigung' (KPW) alias Toni Huber und Toni Katheininger zweifeln: 'Ja, ist denn des a Faschings-Muffel-Ball?' Gemuffelt wurde bei der Premiere des auch heuer wieder in allen fünf Veranstaltungen ausverkauften Publikumsmagneten jedoch überhaupt nicht. Vielmehr hatten die Akteure den Zuschauern einmal mehr ein vielfältiges Programm zu bieten, das viel Anlass zu Gelächter gab.
Der Einstand blieb traditionell. Trotz Schneeschauern draußen vor dem Stadtsaal spielten die sechs Musiker von 'Blechragu' – Hannes, John, Günther, Waggi, Franz und Schorsch – von 'Wochenend’ und Sonnenschein' und Werner Blind, der Kaufbeurer 'Kneischter', ('Mei Gott, Leit, isch dös a Jammer – was für schlechte Zeite hammer!') nahm in seinen Versen die aktuelle Politik und Wirtschaft aufs Korn. Von Merkozy über Piratenpartei, Rettungsschirm und Mäuse im Müller-Brot beklagte er in gewohnt amüsanter Weise Missstände in Stadt und Land. Sein Markenzeichen: die Allgäuer Mundart.
Humor und Selbstironie
Nun ist Mundart alleine noch kein Garant für Originalität, was zählt, sind die Inhalte. Und diese sind nicht nur bei Werner Blind, sondern auch bei den abwechselnd auftretenden Mundartkünstlern einmalig. Marianne Nieberle, Johanna Hofbauer und Waltraud Mair dokumentieren in ihren wort- und gestenreichen Vorträgen, wie man mit Humor und Selbstironie die Widrigkeiten des Lebens souverän und unprätentiös meistern kann. Ein 'höherer Blödsinn', der den ganz normalen Alltagswahnsinn karikiert und bei den begeisterten Zuschauern auf hohen Wiedererkennungswert fällt.
Zum ersten Mal dabei war in diesem Jahr die KPW, die mit ungewöhnlichen Instrumenten beim Hoiza-Landler eine schweißtreibende Einlage zum Besten gab. So war die KPW eine harmonische Ergänzung der Hoigater, die sich nahtlos einfügte und mit dem 'Ramma damma'-Tango oder dem 'Wärmflaschenlied' die Herzen der Zuschauer im Sturm eroberte. Zur Erholung des Zwerchfells schuf 'Blechragu' mit einem abwechslungsreichen und vielfältigen Programm allerbeste Stimmung im Saal. Leiter Georg Ried, der auch den Abend souverän moderierte, tat mit Witzen und Einlagen ein Übriges, um das Niveau ganz oben zu halten.
Mit Rollator zum Zahnarzt
Einen Höhepunkt bildete zweifellos Waltraud Mair als alte Dame mit Rollator und ihrer Sicht über einen 'Zahnarztbesuch' zum guten Schluss, bevor der traditionelle Rausschmeißer, das 'Fasnachtslied', erklang. ie gehobene Stimmung, die am Ende der rund drei Stunden im Stadtsaal herrschte, ließ auf jeden Fall keinen Zweifel mehr zu, dass hier alles andere als 'Faschingsmuffel' ihren großen Spaß hatten.