Strahlende Gesichter im Kunsthaus Bregenz (KUB). Am Ende des Jahres werden voraussichtlich 65 000 Besucher die Ausstellungen gesehen haben – was eine satte Steigerung von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Der sprunghafte Anstieg hat allerdings einen ganz einfachen Grund. Er heißt Ai Weiwei. Die Sommer-Ausstellung mit dem chinesischen Künstler war der Besuchermagnet schlechthin. Über 40 000 Menschen sahen die Schau mit dessen Kunst und Architektur.
Wobei den Bregenzer der traurige Umstand zugute kam, dass die chinesischen Behörden Ai Weiwei einige Wochen vor Ausstellungsbeginn verhafteten und wochenlang nichts über seinen Verbleib bekannt war – was für jede Menge Aufmerksamkeit und Schlagzeilen sorgte. Wie so viele andere trommelte auch das Kunsthaus für die Freilassung Ai Weiwei. Eine Aktion bei der Biennale in Venedig erweis sich als Knaller: Ihre rote Umhängetasche mit dem Aufdruck 'Free Ai Weiwei' brachte die Bregenzer europaweit in viele Medien – zum Beispiel auch in die deutsche Tagesschau, wie Kunsthaus-Direktor Yilmaz Dziewior nun stolz verkündete.
Dziewior konnte sich aber über Etliches mehr freuen. Durchweg fänden die Ausstellungen eine sehr gute Resonanz beim Publikum und in den Medien. Und das vom Kunsthaus betriebene Landschaftsprojekt 'Horizon Field' mit lebensgroßen Eisenabgüssen des britischen Künstlers Antony Gormley in den Bergen Vorarlbergs stoße nach wie vor auf große Beachtung.
Eine Befragung ergab, dass mehr als die Hälfte der Kunsthaus-Besucher aus Deutschland kommt, vorwiegend aus Bayern und Baden-Württemberg. Auch die Finanzen sorgen für zufriedene Mienen. Vom 3,2-Millionen-Euro-Budget im Jahr 2011 stammen rund 1,2 Millionen Euro aus Eigeneinnahmen. Das entspricht einem Anteil von 37 Prozent. Vergleichbare Kunsthäuser lägen deutlich unter dieser Quote, sagte Dr. Werner Döring, der Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser.
Viel Energie steckt das Kunsthaus in die Vermittlung. Laut Direktor Dziewior wurden im Jahr 2011 780 Veranstaltungen durchgeführt. 'Wir präsentieren nicht nur, sondern wir haben ein großes Interesse daran, Kunst zu vermitteln.'
Im Jahr 2012 wird es erneut vier große Ausstellungen in den drei Obergeschoßen des Kunsthauses geben. Parallel dazu finden im Erdgeschoß, der 'KUB-Arena', interdisziplinäre Projekte statt, darunter ein Sommerseminar zum Thema 'Kunst und Ideologiekritik' sowie ein Einblick in die Kunst- und Kulturszene Nairobis (Kenia).
Mit den Ausstellungen 2012 verfolgt Dziewior sein zum Amtsantritt formuliertes Konzept weiter, nämlich neben großen Persönlichkeiten junge Künstler nach Bregenz zu holen und den Blick auch nach Asien und Afrika zu richten. Das Programm:
Yvonne Rainer (4. Feburar bis 9. April). Die Schau der amerikanischen Choreografin, Tänzerin und Filmemacherin wird die erste Überblicks-Ausstellung in Europa sein, so Dziewior.
Danh Vo (21. April bis 24. Juni). Der 1975 in Vietnam geborene Multimedia-Künstler wird ein 'sehr ambitioniertes Projekt' (Dziewior) für das Kunsthaus machen.
Ed Ruscha (7. Juli bis 10. Oktober). Der Altmeister aus den USA (Jahrgang 1937) wird nicht nur mit einem großen Spektrum seines Lebenswerks gewürdigt. Ruscha werde auch neue Bilder für das Kunsthaus malen, so Dziewior. Erst nach etlichen Anläufen konnten ihn die Bregenzer an den Bodensee locken. Ruscha sagte zu, nachdem er persönlich das Kunsthaus in Augenschein genommen hatte.
Florian Pumhösl (26. Oktober bis 20. Januar 2013). Der Wiener (Jahrgang 1971) wird auf allen drei Etagen neue Werke zeigen.