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Achternbuschs Susn ist ein beklemmendes Stück, vor allem wegen Brigitte Hobmeier

Theater

Achternbuschs Susn ist ein beklemmendes Stück, vor allem wegen Brigitte Hobmeier

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    Achternbuschs Susn ist ein beklemmendes Stück, vor allem wegen Brigitte Hobmeier
    Achternbuschs Susn ist ein beklemmendes Stück, vor allem wegen Brigitte Hobmeier Foto: andreas pohl

    Susanne ist abgestürzt, schlimmer geht’s kaum. Am Ende liegt sie vor der Klosettschüssel, auf der sie gerade noch ihr Geschäft verrichtet hat – tot, oder zumindest so mit Schnaps abgefüllt, dass sie sich nicht mehr halten konnte. Ein menschliches Wrack ist sie geworden. Dabei hatte es gar nicht mal so hoffnungslos angefangen, dieses 47 Jahre währende Leben der 'Susn'. Herbert Achternbusch, der widerspenstige bayerische Filmemacher und Schriftsteller, entwarf diese gnadenlos grausame Biografie vor über 30 Jahren, jetzt war sie im Stadttheater Kempten in der hochgelobten Inszenierung der Münchner Kammerspiele (Regie: Thomas Ostermeier) zu sehen.

    Erzählt wird die Geschichte einer Frau, die aus bäuerlich-traditionellen Verhältnissen kommt, sich aber nicht mit dem zufrieden gibt, was sie zu erwarten scheint: Kinder, Küche, Kirche und eine patriarchalische Welt voller (sexueller) Gewalt. Sie will ausbrechen, kämpfen, studieren, glücklich sein. Aber Susn schafft es nicht. Sie scheitert an einer Welt, die ihr keinen Raum und Platz lässt. Und an Männern, die sie entweder als Sexualobjekt missbrauchen – oder gar nicht wahrnehmen (Edmund Telgenkämper spielt sie mit unspektakulärer Brutalität).

    Eine gute Geschichte, auch wenn sie holzschnittartig und arg zugespitzt erscheint. Richtig packend wird sie erst durch Brigitte Hobmeier. Die Schauspielerin, die inzwischen zu den Großen im deutschen Theater zählt und in etlichen Filmen glänzte, bringt das verkorkste Leben dieser Susn grandios-beklemmend auf die Bühne. Anfangs ist sie eine unschuldige, kämpferische 17-Jährige, die aus der Kirche austreten will, am Ende eben jene Alkoholikerin, die geschunden und gedemütigt vom Klo sinkt.

    Wie gut diese Inszenierung ist, hatte sich im Vorfeld offenbar herumgesprochen. Das Theater war fast bis auf den letzten Platz gefüllt, die Zuschauer zeigten sich begeistert. Die Bemühungen von Direktorin Nikola Stadelmann haben sich also rentiert. Sie hatte das Stück in München gesehen und war derart beeindruckt, dass sie es unbedingt nach Kempten holen wollte.

    Es sei ein langwieriger Prozess gewesen, bis sie es geschafft hatte, verriet sie.

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