Besser hätte es für die 'kaiserlichen Freizeitsöldner' nicht kommen können: Sommerliches Wetter herrschte, als 450 Landsknechte hinter dem 'Wiesbauer' ihre kriegerischen Übungen absolvierten. Szenen, die so gar nicht zum Wetter passten, denn der Waffendrill und das Schlachtengetümmel aus dem 15. und 16. Jahrhundert erinnerten an besonders finstere Zeiten in Europa.
'Es vergingen kaum zwei Jahre, und schon war der nächste Krieg entbrannt', sagt Alfred Kober. Das Oberhaupt vom 'Freien Fähnlein zu Füssen' hatte mit dem gastgebenden 'Wiesbauer' – 200 Zelte flankierten das Hotel – die drei Drilltage vom Bund Oberschwäbischer Landsknechte organisiert. Die Recken scheuten laut Kober keinen noch so langen Weg: Auch farbenfroh gekleidete Kampfgesellen aus Italien, Antwerpen und England waren vertreten. Oft seien es nur kleine Gruppen, die dem mittelalterlichen Schauspiel huldigen, erzählt Kober. Sein Fähnlein sei praktisch ein 'Familienbetrieb'. Als wehrhafte Trossfrau fungiert seine 'bessere Hälfte' Christine. Trossleute waren damals, so der Füssener, für Verpflegung, Sanitätsdienste und vieles mehr zuständig.
An der Front jedoch hätten 'Kampfmaschinen' wie seine Söhne Florian und Marc getobt. Letzterer auch als Trommler, die dereinst die Kampfdynamik mitbestimmten.
Rauchwaden verhüllen Zelte
Wie und mit welchen Waffen zu den Zeiten der Landsknechte agiert wurde, zeigen ihre Nachfolger am Hopfensee: Da üben die Langspießer die Umsetzung von Befehlen ein, trainieren ihre Schlachtaufstellung und fechten zwischendurch mit ihren etwa sechs Meter langen Stangen. Da mimen die Hellebardengruppen einen Schnellangriff und die 30 Kanonen, teils mit Schwarzpulver bestückt, ballern, dass Zelte und Hotel in den Rauchschwaden kaum noch zu sehen sind. Beherzte Frauen zünden die Lunte an, um mit Feuerwaffen den Gegner zu treffen.

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Das vermeintlich 'schwache Geschlecht' zeigt sich keineswegs zimperlich. So mischen die 23-jährige Steffi und ihre gleichaltrige Freundin Christina schon lange bei den Bogenschützen der Herzogstadt Burghausen mit. Diebisch freut sich Steffi, wenn sie mit ihren Pfeilen die Angreifer 'zur Strecke bringt'. Weitgehend schmerzlos freilich, denn die Pfeilspitze besteht aus einem kleinen Gummiballon. Aber der Getroffene müsse zu Boden gehen, dürfe bei der weiteren Schlacht nicht mehr mitwirken. Das gelte auch bei anderen Waffenberührungen, ergänzt Christina. 'Ab und zu gibt’s schon mal blaue Flecken – aber no risk, no fun', schmunzelt Armbrustschütze Richard (22) und stürzt sich wieder ins Getümmel.