Es ist ein schwüler Junimittag, Gewitter liegt in der Luft. In dem kleinen Besprechungsraum in einem Kemptener Gewerbegebiet ist das Fenster weit geöffnet. Ein runder Tisch steht in der Mitte. Darauf ein Tablett, Kaffeetassen, Milch, zwei dicke Leitzordner, rotstichige Fotografien, die gut gelaunte junge Frauen zeigen.
Fast vier Jahrzehnte ist das her, erinnern sich die sechs von ihnen, die um den Tisch sitzen: Petra Sacher, Gabi Geisenhof, Klara Lippok, Christa Kretz, Gitti Geisenhof und Rosi Wegmann. Womit Kemptens erste Frauenfußballmannschaft in guten Teilen komplett ist. 1974 fanden sich mehr als ein Dutzend Kemptenerinnen zusammen, um beim SV 29 die erste Fußballmannschaft dieser Art in der Stadt auf die Beine zu stellen. Was daraus wurde, ist mehr als eine Premiere in der Kemptener Sportgeschichte - nämlich eine Freundschaft fürs Leben.
Wer wissen möchte, wie es dazu kam, setzt sich am besten einfach hin und hört zu, wie die sechs Frauen erzählen, lachen, sich erinnern, durcheinanderreden, Anekdoten hervorkramen, wieder lachen. So, wie es von Anfang an war, meint Christa Kretz. Humor, Sympathie, Spaß - das war die Basis.
>, erzählt Kretz. Irgendwann entstand der Plan, doch einmal gegen die Männer aufzulaufen. > - und die Frauenmannschaft stand.
Erster Sieg gegen Ronsberg
In geliehenen Trikots bestritten die > 1974 ihr erstes Spiel - gegen Schüler. Bis zum ersten Sieg sollte es ein knappes Jahr dauern. Am 21. Juni 1975 war es soweit - gegen Ronsberg. Christa Kretz hat es handschriftlich festgehalten - so wie jedes Spiel, jedes Tor und jede Einwechslung bis 1984.
Man muss nicht nachfragen, um zu spüren, dass die heute 61-Jährige mit Leib und Seele Kapitän war. Auch an diesem Mittag sitzt sie in der Mitte. >, verrät eine und die Runde biegt sich vor Lachen. Genauso wie bei der Geschichte, dass eine andere unter falschem Namen auflief - weil der Freund nicht wissen sollte, dass >. >, fragt Christa Kretz und blättert im Ordner. Vor 3000 Zuschauern spielten die Kemptenerinnen - >. >, wirft Gitti Geisenhof. Mit einer ihrer einstigen Mitspielerinnen, der 55-jährigen Gabi, ist sie übrigens verschwägert: >.
Eine Liebesgeschichte, die - wie sollte es anders sein - auf dem Fußballfeld begann.
Mit den Jahren blieben die Erfolge nicht aus. 1982 wurden sie schwäbischer Pokalsieger. Bis heute sind alle stolz auf >, weil sie eine richtige Torjägerin war und >. Allerdings blieb die Zeit nicht stehen und Mitte der 80er Jahre hörten immer mehr auf. Wegen Verletzungen oder den Kindern. Geblieben sind die Treffen jedes Vierteljahr, Urlaube und Weihnachtsfeiern. Zwei sind längst Großmütter. Manche haben ihre Fußballleidenschaft an die Töchter weitergegeben. >, sagt Christa Kretz - und zwölf Frauenaugen leuchten.
Das Auftaktspiel der Frauenfußballnationalmannschaft am Sonntag, 18 Uhr, wird beispielsweise im Stift-Biergarten und im Times gezeigt.
Auch nach ihrer Zeit als erste Fußballerinnen des SV 29 haben sie sich nie aus den Augen verloren: Gabi Geisenhof, Klara Lippok, Christa Kretz, Petra Sacher, Gitti Geisenhof und Rosi Wegmann (von links). Foto: Ralf Lienert