Das Gesundheitszentrum Immenstadt ist auf dem besten Weg, zu einem Kunsttempel im südlichen Oberallgäu zu werden.
Nach der beeindruckenden Ausstellung von 12 bekannten Oberallgäuer Künstlern zur Eröffnung des neuen Hauses sind jetzt von weiteren 13 zeitgenössischen Künstlern Arbeiten in den für solche Präsentationen sehr geeigneten vier Stockwerken des Lichthofs zu sehen. Man begegnet einem breiten Spektrum zeitgenössischer Kunst. Regine Schirmer, renommierte Malerin aus Oberstdorf, hat aus dem zurückliegenden Jahrzehnt sehr sensible Fotografien ausgesucht, die je länger betrachtet, umso intensiver wirken. Verblüffend, wie abblätternder Lack zur Landkarte eines Kontinents mutiert, faszinierend die Holzstruktur, die einen Waldkauz wiedergibt.
Der Oberstdorfer Arzt Dr. Harald Knöckel hat die Begabung, perfekte Malerei mit Selbstironie zu verbinden. Seine beiden Selbstporträts – mit Zipfelmütze und verzogenem Gesicht sind einfach umwerfend. 'Knöckel' titelt er dann das karikierende Selbstbildnis. Dass er aber auch ein guter Bildhauer ist, beweist die kleine Gruppe der drei sitzenden Männer beim Hoigarte.
Auf ganz anderem Terrain bewegt sich Ursula Peters (Sonthofen) mit ihren gequilteten Textilarbeiten. Vom goldbrokatigen 'Mohnfeld' gelangt man zum klar strukturierten 'Korridor' und sieht bei 'Amam-Iman Wasser des Lebens' raffinierten Fototransfer auf Baumwolle. Die sehr begabte Holzschneiderin Marion Schmidt-Berchtold aus Immenstadt präsentiert großformatige Ölbilder. Die unbekümmert gewählten Motive – Bücherregal, Parkplatz, Garderobe – beeindrucken – auch in ihrem Ansatz, zu Strukturen transformiert zu werden. Gerade bei 'Garderobe' wird allerdings dann die disziplinierte malerische Umsetzung etwas vermisst.
Die leuchtenden Sommerfrüchtebilder von Tomislav Paunkovi?c, Johann-Georg-Grimm-Preisträger 2010, machen Furore, vor allem sein 'Kürbis' ist fein gemalt.
Einen Stock höher hat Christoph Schneider aus Tiefenbach Kühe und Viehscheid und zwei farbenfrohe Allgäuer Landschaften gehängt. Sie erinnern an den 'Blauen Reiter' und sind von harmonischer Farbgebung. Direkt angrenzend und völlig entgegengesetzt sind die Informel-Bilder von Petra Klos, konsequenterweise ohne Titel. Wiederum ganz anders sind die ebenfalls abstrakten Arbeiten von Maria Profanter aus Bad Hindelang. Sehr professionell überlegt hat sie die Abfolge ihrer Bilder, sie steigert damit die Wirkung ihrer sorgsam gestalteten Werke. 'Welle 1986' gehört sicherlich zu den interessantesten Arbeiten dieser Ausstellung.
Satirisches bietet Jörg Sauer aus Rauhenzell, dessen Bilder teilweise auch in seinem gerade herausgekommenen Büchlein mit Limericks, Aphorismen und Schüttelreimen, 'Herr, lass diesen Elch an mir vorübergehen', abgedruckt sind. Im dritten Obergeschoss sind weitere Arbeiten von ihm, mit Humor erläuterte Grausamkeiten heutigen Normallebens.
In diesem Geschoss dominieren großformatige Buchstabenbilder der Immenstädter Kunsterzieherin Birgit Hefter, wobei sie ihre gemalten englischen Wörter im Titel ins Deutsche übersetzt. Die Sonthoferin Elisabeth Geduld hat gediegene Landschaften und ein traditionelles Stillleben eingebracht. Am stärksten wirkt ihr Acrylbild 'Allgäuer Winter'.
Von Wolfgang Kessler gefällt das 'Radsegment' und Elke Wieland hat mit 'Roter Kern I, II und II' einen gelungenen Schlusspunkt der Ausstellung gesetzt.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung im Gesundheitszentrum Immenstadt (GZI) dauert noch bis 30. November, geöffnet täglich von 8 bis 20 Uhr.