Kleiner Finger und Zeigefinger sind abgespreizt, Ring- und Mittelfinger bilden zusammen mit dem Daumen einen Kreis. Diese Handgeste ist als "Schweigefuchs" bekannt und ähnelt sehr dem "Wolfsgruß", der jüngst bei der EM für einen Skandal gesorgt hat. Der Unterschied zwischen den Gesten liegt tatsächlich mehr im Kontext und unter welchen Umständen die Geste eingesetzt wird.
Auf den Kontext kommt es an
Der "Schweigefuchs" kommt vor allem in Grundschulen zum Einsatz. Damit wollen Lehrer und Lehrerinnen die Kinder daran erinnern, im Unterricht leise zu sein. Der Name kommt von der Stellung der Finger, die dem Kopf eines Fuchses (Spitze Schnauze und spitze Ohren) ähneln. Der Schweigefuchs ist auch als "Flüsterfuchs", "Leisefuchs" oder "Lauschefuchs" bekannt.
Der "Wolfsgruß" ist das Erkennungszeichen der türkischen Gruppierung "Graue Wölfe". So werden die Anhänger der als rechtsextrem geltenden "Ülkücü-Bewegung" genannt. Diese Gruppierung wird in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet und gilt als rechtsextrem. In der Türkei wird die Bewegung von der ultranationalistischen MHP politisch vertreten. Die MHP ist ein enger Bündnispartner der Partei des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Beim EM-Spiel gegen Österreich zeigte der türkische Nationalspieler
nach dem 2:1 Sieg das berüchtigte Handzeichen - was für einen Eklat sorgte.Wird der "Schweigefuchs" jetzt verboten?
Wegen der Ähnlichkeit zum "Wolfsgruß" wird nun diskutiert, ob der "Schweigefuchs" an deutschen Grundschulen verboten werden soll. Zunächst gibt es nur eine Empfehlung auf die Handgeste im Unterricht zu verzichten. "Es soll zwar kein Verbot, aber zumindest eine Empfehlung geben, den Schweigefuchs nicht mehr einzusetzen – auch auf Wunsch von Eltern", heißt es etwa auf der Seite des Lehramtsreferats der Universität Jena. Stefan Düll, Präsident des deutschen Lehrerverbands, empfiehlt die Sensibilisierung der Lehrer wegen der Verwechslungsgefahr. Dabei solle vor allem Rücksicht auf Eltern und Kinder genommen werden, die diese Geste problematisch sehen, erklärte Düll gegenüber der "Zeit".
Diskussion um Handgeste bereits vor fünf Jahren
Auch wenn die Debatte über den Wolfsgruß während der EM Fahrt aufgenommen hat, ist bereits vor fünf Jahren ein Verbot des Schweigefuchs diskutiert worden. 2018 hatte das Baden-Württembergische Kultusministerium Lehrer und Lehrerinnen geraten auf die Geste zu verzichten, nachdem Eltern auf das Missverständnis aufmerksam gemacht haben. Dem Focus zufolge könnten vor allem kurdische Eltern in der Geste als Provokation empfinden. Auch die Prosieben-Sendung "Galileo" hatte das Thema damals aufgegriffen: