Egal, welcher Artikel auf all-in.de zum Thema Tourismus momentan läuft: Die Meinungen gehen auseinander. Auf unseren facebook-Seiten wird ausgiebig diskutiert. "Viel zu viel Tourismus" beklagen die Einen, "aber wir leben doch davon", argumentieren die Anderen. Zum Beispiel, wenn es um das Luxushotel am Schloss Neuschwanstein geht. Was ist die Wahrheit? Wir haben zum Einen bei der Allgäu GmbH nachgefragt, die zentrale Anlaufstelle für Menschen, die das Allgäu besuchen möchten. Zum Anderen gibt es dazu interessante Zahlen aus der Wissenschaft. Sogenannten "Overtourism", also so viel Tourismus, dass es sowohl den Einheimischen als auch den Touristen zu viel sein könnte, gibt es im Allgäu am ehesten in zwei Gebieten: Einmal in Füssen, das zeitweise wirklich unter dem Bus- und Touristenverkehr zum Schloss Neuschwanstein leidet, und zum Anderen in Oberstdorf, speziell im Winter. Ansonsten ist laut Simone Zehnpfennig, Pressesprecherin der Allgäu GmbH, Overtourism im Allgäu kein Thema. Auf den Social-Media-Seiten der Allgäu GmbH gebe es "zwar schon welche, die das kritisch beäugen", der Grundtenor sei aber weiterhin postiv, was wohl auch daran liegt, dass sich auf den Social-Media-Seiten der Allgäu GmbH mehrheitlich Allgäu-Fans und Touristen tummeln. Was sagt die Wissenschaft? Die Fakultät Tourismus an der Hochschule Kempten hat von März bis Mai 2019 eine bevölkerungs-repräsentative Studie zum Thema Overtourism erstellt. 1.854 Einheimische wurden telefonisch befragt. Prof. Dr. Alfred Bauer, Professor und Dekan an der Fakultät Tourismus-Management der Hochschule Kempten und Leiter des neuen Bayerischen Zentrums für Tourismus, wird das ausführliche Ergebnis inklusive der Erkenntnisse daraus im Oktober vorstellen. Hier die wichtigsten Zahlen:
- 74% der Einheimischen fühlen sich nicht durch den Tourismus gestört.
- 8% fühlen sich gestört.
- 18% fühlen sich teilweise gestört, zum Beispiel zu bestimmten Jahreszeiten oder bei bestimmten Themen (Verkehr, Parkplätze).
- knapp die Hälfte der Bevölkerung ist der Meinung, dass der Tourismus genau so gut ist, wie es im Moment ist.
Professor Bauers erste Erkenntnis aus dieser Studie: Es besteht Handlungsbedarf im Bereich Verkehrsbelastung. Neue Mobilitätskonzepte sollen dabei helfen, die Situation angenehmer zu machen, sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Wichtige Erkenntnis für all-in.de: Die gefühlte Wahrnehmung anhand der vielen lautstarken negativen Kommentare auf den Social-Media-Seiten spiegelt nicht unbedingt die Realität wider. Oder wie sehen Sie das? Mehr Informationen zum Thema Overtourism hören Sie in unserem Podcast mit Professor Bauer und mit Klaus Holetschek, Mit-Initiator des Zentrums für Tourismus, Vorsitzender des Tourismusverbands Allgäu/Bayerisch Schwaben, Präsident des Bayerischen Heilbäder-Verbandes und CSU-Landtagsabgeordneter.