'Das ist ein Kasperltheater', sagte Unterthingaus Markträtin Dorothea Niehoff-Mutzel in Richtung Bürgermeister Wolfgang Schramm. Dieser hatte das Thema Supermarkt für die jüngste Marktratssitzung wieder auf die Tagesordnung gesetzt und auf eine Abstimmung gedrängt. 'Ich will einen Grundsatzbeschluss, ob ein Supermarkt in Unterthingau gewünscht ist oder nicht', begründete er. In der vorigen Sitzung habe man ja nur über den Standort am Ortseingang von Geisenried kommend abgestimmt. In der aktuellen Sitzung beschloss nun der Rat mit 8:5 Stimmen, einen Supermarkt zu bauen. Unklar blieb aber, wo und in welcher Größe. Die vorgesehenen Themen Änderung des Flächennutzungsplans 'Lebensmittelmarkt' sowie Aufstellung des Bebauungsplans verschob Schramm zu Beginn der Sitzung. Darüber solle erst nichtöffentlich gesprochen werden.
Edeka-Vertreter wirbt erneut für bereits abgelehnten Standort
In der Sitzung stellte erneut Tilman Tritschler von der Handelskette Edeka seine Pläne für Unterthingau vor. Dabei warb er zusammen mit zwei Vertretern des Bauunternehmens 'Konzeptbau' abermals für den bereits abgelehnten Standort am Ortseingang: 'Die Lage ist entscheidend.' Und die stimme an der Marktoberdorfer Straße wegen des Einzugsgebietes, zu dem er die Verwaltungsgemeinschaft Unterthingau sowie die Nord-Süd-Achse von Aitrang bis Görisried zählte.
'Wenn wir jetzt für einen Supermarkt sind, kommt er da hin', wandte Marktrat Anton Schmidl gegen einen Grundsatzbeschluss ein. Denn Edeka favorisiert das Grundstück an der Marktoberdorfer Straße. Rat Gerhard Specht meinte zur Ablehnung des Standortes: 'Das Abstimmungsergebnis war klar, das muss man auch akzeptieren.' Schramm versuchte zu beruhigen. 'Das von da draußen will ich halt noch offen lassen. So tun wir uns leichter, einem Supermarkt zuzustimmen. Das will ich damit bezwecken.' Auf Nachfrage aus dem Marktrat sagte er, dass der umstrittene Standort 'vorrangig im Raum steht'. Es werde aber nur generell über einen Supermarkt abgestimmt.
Betreiber des kleinen Marktes am Ort will aufgeben
Von den knapp 30 Zuhörern diskutierten manche selbst mit. 'Ich mache solange weiter, bis Sie Ihren neuen Markt eröffnen. Dann können wir nicht mehr bleiben', sagte der Betreiber des kleinen örtlichen Edeka-Marktes, Klaus Lammel, zu Tritschler. Der Edeka-Manager warb seinerseits um Unterstützung: 'Wir sind nicht die Bösen, wir sind eine Genossenschaft. Daher gibt es die Tante-Emma-Läden.' Trotzdem sah er für kleine Supermärkte wie den Unterthingauer 'Nah und gut' keine Zukunft – 'wegen des Strukturwandels'. Einen Supermarkt mit 1100 Quadratmetern Verkaufsfläche hält Lammel für unnötig: 'Ich wollte meine Verkaufsfläche auf 400 Quadratmeter erweitern.' Edeka dagegen will einen großen Markt mit Vollsortiment.
Die allgemein gehaltene Abstimmung über einen Supermarkt fiel vielen Räten schwer. 'Wir sollten detailliert über Größe, Standort und Ortsbild abstimmen', meinte Bernhard Dolp. 'Nach Tritschlers Worten kommt nur dieser Standort infrage, kritisierte Engelbert Hornung. Dritter Bürgermeister Johann Frank war grundsätzlich für einen Supermarkt, 'aber nicht in dieser Größe und nicht an diesem Standort'. Dominikus Schrägle meinte: 'Ich brauche doch ein Objekt, damit ich abstimmen kann.' Anton Schrägle hingegen wollte durch einen Grundsatzbeschluss Planungssicherheit schaffen. Letztlich fand sich eine generelle Mehrheit von 8:5 (zwei Räte fehlten) für einen Supermarkt. Nur, wo soll er hin? Im Gespräch ist ein Alternativstandort in Richtung Kraftisried – doch der ist nicht Edekas Favorit.