Mit Weihnachtsartikeln ist die Confiserie Heilemann in Woringen (Unterallgäu) schon lange ausverkauft. "Jetzt läuft die Oster-Produktion", erklärt Betriebsleiter Hermann Gantner und setzt hinzu: "Wir haben ein antizyklisches Denken und Produzieren." Das heißt, während die Kunden noch aufs Christkind warten, werden bei Heilemann schon die Oster-Leckereien hergestellt - und sogar schon wieder neue Rezepte für die Winterproduktion 2010 ausprobiert.
Seit über 50 Jahren stellt Heilemann süße Sachen her. Heute hat die Confiserie rund 800 Einzelprodukte im Angebot. Zum einen die Saisonartikel, die jedes Kind kennt und liebt wie den Schoko-Weihnachtsmann oder den Osterhasen. Zum anderen Ganzjahresartikel wie feine Pralinen und Tafelschokoladen.
Heilemann-Artikel sind nicht billig, aber ihr Geld wert: "Wir machen keine Abstriche an der Qualität", versichert Michael Röcker (29), geschäftsführender Gesellschafter der Heilemann Confiserie. Trotz eines gewissen Grades an Automation wird im Woringer Werk nach wie vor die handwerkliche Tradition hochgehalten. "Bei uns steht noch an jeder Produktions-Strecke ein ausgebildeter Confiseur", sagt der Chef.
Was den Preis laut Röcker ebenfalls rechtfertigt, sind die Zutaten: Reine Butter aus dem Allgäu, ausschließlich reine Kakaobutter sowie der Verzicht auf künstliche Konservierungsstoffe, Farbstoffe und auf Fremdfette wie Kokosfett. Es gehe auch billiger. Die Frage sei jedoch "Was will ich haben?", meint Röcker und gibt ein Beispiel aus einem anderen Lebensmittelbereich: "Analogkäse ist auch nicht giftig. Aber es ist eben kein Käse."
Was Heilemann-Leckereien ebenfalls einen Tick teurer macht als Konkurrenzprodukte: Die Firma betreibt keine Lagerhaltung. Die Produkte kommen direkt vom Werk ins Regal.
Belieferte Heilemann früher nur den Fachhandel, Feinkostläden und ausgewählte Bäckereien, ist die Confiserie seit zwei Jahren auch im Lebensmittel-Einzelhandel etabliert, etwa bei Edeka oder Rewe. Tendenz steigend, wie Röcker betont.
Das Krisenjahr hat Heilemann "sehr stabil" (Röcker) überstanden. Während bei anderen Premium-Hersteller der Umsatz schmolz wie Schokolade in der Sonne, ist bei Heilemann der Umsatz mit rund 30 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben. Was im Spitzensegment zurückgegangen ist, haben die Woringer Confiseure in den Lebensmittelmärkten wettgemacht. Dort liefen heuer 600 Verkostungstage, an denen Mitarbeiterinnen an Sonderständen die Heilemann-Spezialitäten präsentierten.
Was kommt nach der Oster-Produktion? Röcker zeigt eine Geschenkpackung: ein Fußballer, ein Ball, ein Schuh, eine Pfeife, ein Tor - alles aus feiner Schokolade. Passt zur Fußball-Weltmeisterschaft im Juni und Juli 2010. Und Alexander Kühn, zuständig für Forschung und Entwicklung bei Heilemann, probiert bereits neue Geschmacksrichtungen für den Winter aus. Nicht für diesen, sondern für die Saison 2010/2011. Die Heilemänner in Woringen sind eben der Zeit ganz schön voraus.