Der neue Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben ist ein Freund klarer Worte. Beim Thema Tourismus versucht Dr. Andreas Kopton (53) erst gar nicht, den verschiedenen Gruppen in der Branche nach dem Mund zu reden. Für ihn lautet die Parole: "Wir müssen die Interessen der Touristiker bündeln." Nicht die Werbung einzelner Orte sei zielführend, sondern die Vermarktung der gesamten Urlauber-Region Allgäu.
Kopton legte seine Sicht der Dinge jetzt als "Gast der Redaktion" im Allgäuer Medienzentrum dar. Beim Gespräch mit von der Partie: Die Vorsitzenden der IHK-Regionalversammlung Kempten/Oberallgäu, Markus Brehm, und Kaufbeuren/Ostallgäu, Gerhard Schlichtherle, IHK-Regional-Geschäftsführer Allgäu Klaus Fischer und IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Saalfrank.
Der schwäbische IHK-Präsident scheut sich nicht, in manchen Fragen gegen den Strom des großen Dachverbandes zu schwimmen. Anders als der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der keine Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer will, plädiert Kopton nämlich für die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes für gastronomische Betriebe von 19 auf sieben Prozent. "Für uns ist das ein Wettbewerbsfaktor", verweist er auf die niedrigen Mehrwertsteuersätze in der Gastronomie der Nachbarländer Österreich und Schweiz.
Dass die IHK Schwaben den Tourismus in der Region stärken will, unterstreicht auch Peter Saalfrank. Er verweist darauf, dass die Wirtschaftskammer erst vor acht Tagen einen eigenen Tourismus-Ausschuss gebildet habe. Aktuelles Thema des neuen Gremiums sei neben der Mehrwertsteuer vor allem die Verbesserung der Qualität in der Ausbildung des gastronomischen Nachwuchses.
Kritiker führen immer wieder an, dass zum Beispiel Vorarlberg oder Südtirol mehr Gelder für die Tourismus-Werbung lockermachen würden als das Allgäu. Das lässt Klaus Fischer jedoch so pauschal nicht gelten: "Wir haben ja nicht weniger Geld als in Vorarlberg", sagt der IHK-Regionalgeschäftsführer. Aber im Allgäu liege das Geld für die Tourismus-Vermarktung mehr bei den Gemeinden. In Vorarlberg werde das Geld zentral eingezogen und auch zentral verwendet.
Deshalb ist für Markus Brehm "die Neuordnung dieser Gelder nötig." Brehm nennt als positives Beispiel für ein gemeinsames Vorgehen, die seit 1995 bestehende Allgäu-Initiative: "Es wäre sinnvoll, so etwas auch im Tourismus zu machen."
Dem pflichtet Gerhard Schlichtherle bei: "Nicht Obergünzburg-West und Obergünzburg-Ost sollen für sich werben, sondern das ganze Allgäu für die ganze Region." Denn Ziel müsse es sein, dass sich Menschen für einen Urlaub im Allgäu entscheiden. Und das gehe am besten mit einer starken Marke Allgäu.