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Wenn Bäume in den Bergen Lift fahren

Oberstdorf

Wenn Bäume in den Bergen Lift fahren

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    Wenn Bäume in den Bergen Lift fahren
    Wenn Bäume in den Bergen Lift fahren Foto: dagmar falzboden

    Bei der Piesenalpe im Oberstdorfer Rohrmoostal arbeitet ein großer Seilkran für die Holzernte. An seinem Tragseil schweben dicke Bäume über empfindliche Naturareale. Diese Methode kommt neuerdings im Allgäu immer öfter zum Einsatz. Dann nämlich, wenn das Herausholen der geschlagenen Stämme weder mit Traktoren noch Pferden möglich ist.

    Dass der Rohstoff Holz immer wertvoller wird, und somit einen guten Preis erzielt, darauf hofft Forstamtmann Andreas Fisel. Fast nur so lasse sich der Umbau des Allgäuer Bergwaldes vorantreiben. Denn der ist überaltert. Riesige, bis zu einem Meter dicke Fichten nehmen vor allem an den steilen Hängen dem Nachwuchs Licht und Wasser.

    Fisel, der sich als Revierleiter des Kemptener Landwirtschaftsamtes um den Wald der Region kümmert, muss vor allem den Kahlschlag verhindern. Der Wald verliert so seine Funktion als Lawinen- und Hochwasserschutz und Rückzugsraum für die Tiere. Kommt durch einen guten Holzpreis genügend Geld in die Kassen der Waldbesitzer, sind sie eher bereit, aufwendigere Formen der Holzernte zu bezahlen. Bis zu 20 Euro pro Festmeter legt der Freistaat mit dem "Waldbaulichen Förderprogramm" Geld für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung drauf.

    Femelschlag (Auslichten) statt Kahlhieb ist ein Weg, um die überwiegenden Fichten-Mono-Kulturen zu verjüngen. Dort werden nur bestimmte Bäume dem Wald entnommen. Die kleinen Bäume können im Schutz der älteren aufwachsen. 14000 Hektar Wald müssen im Allgäu "umgebaut" werden, so Fisel. Und das am besten zu einem gesunden Mischwald. Hierbei ist dann die moderne Forsttechnik gefragt. Denn mit dem Pferd oder dem Bauernschlepper lässt sich das nicht mehr bewältigen.

    Große Maschinen scheitern aber manchmal im steilen Bergwald des Oberallgäus. Und Hubschrauber sind fast überall schlicht zu teuer. Der Seilkran nahe der Piesenalpe kann sein Seil bis zu einem Kilometer über den Bergwald spannen. Unten im Wald sägen Männer mit der Motorsäge die dicken Fichten um.

    Anschließend schweben die Stämme zum Tragseil in den Himmel und fahren dann, bergauf oder bergab, zur Seilmaschine - einem Lkw mit Seilkranmast und Greiferarm. Dort abgelegt packt sie der angebaute Harvesterkopf, entastet sie und sägt auf bestimmte Längen ab. Nun müssen die Stämme nur noch vom Holztransporter ins Sägewerk gefahren werden. Voraussetzung dafür sind gute Wege. Der Waldboden bleibt weitgehend intakt.

    Keine Schäden anrichten

    Thaddäus Göhl bemüht sich mit seiner Firma GS-Forst seit Jahren um schonende und nachhaltige Holzbringung wie am Piesenkopf. "Die Firma ist maschinell gut gerüstet," lobt Förster Fisel den Einsatz am Piesenkopf. Seine Vorstellung für die Zukunft: "Wir wollen keinen maschinengerechten Wald, sondern waldgerechte Maschinen.

    " Die Herausforderung für Göhl liegt darin, dass die Maschinen in puncto Leistungsfähigkeit und Gewicht an ihre Grenzen stoßen. Doch andererseits sollten sie im Wald keine Schäden anrichten.

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