Die Verunsicherung durch die Krise des Euro schlägt auch auf den Waldbesitz durch. Waldparzellen sind gefragter denn je, sie gelten als langfristige, sichere Geldanlage, schildert Andreas Täger, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Westallgäu (WBV). Die Krise hat freilich noch eine ganz andere Folge: Viele Waldbesitzer verzichten auf die eigentlich notwendige Waldpflege. "Dem Geld, das mit einem Einschlag verdient werden kann, trauen viele nicht", hat Täger in den letzten Monaten gespürt. Er mahnt diesbezüglich zur Vorsicht: "Wird die Pflege vernachlässigt, droht dem Wald ein Wertverlust."
Viele Waldbesitzer folgen dem Grundgedanken 'Der Wald geht nicht kaputt' und verzichten auf einen Einschlag. 'Am Bargeld besteht derzeit kein Interesse', weiß Täger. Stehen also keine konkreten Investitionen an, verschieben viele Waldbesitzer das Fällen der Bäume. Nicht zuletzt dies führt zu einem recht hohen Rundholzpreis von bis zu 100 Euro je Festmeter.
Ein Verzicht auf den Einschlag schadet dem Wald nicht zwangsläufig. 'Wer regelmäßig gepflegt hat, kann den Wald auch mal vier oder fünf Jahre stehen lassen', sagt Täger. Jedoch: Viele Besitzer hätten aufgrund des schlechten Preises vor fünf Jahren keinen Einschlag vorgenommen.
Und solchen Waldparzellen droht nun Wertverlust, denn 'die Bäume werden dicker, kommen mehr zusammen, werden instabiler und anfälliger für den Borkenkäfer und für Sturmschäden', so der Forstfachmann. Ob ein 'Sanierungshieb' notwendig ist, kann am Ende einer Beratung stehen, die die WBV ihren Mitgliedern anbietet.
Mindestens einmal im Monat erhält die WBV inzwischen die Anfrage von Interessenten, die bislang keinen Wald besitzen und nun entsprechende Grundstücke kaufen wollen. 'Die Nachfrage hat deutlich zugenommen', sagt Täger. Zwei Gründe sieht er: Einerseits die Nachfrage nach einem wertbeständigen Besitz, andererseits das Interesse an Brennholz. Letzteres ist aus seiner Sicht der falsche Ansatz: 'Holz als Energieträger sollte erst an zweiter Stelle stehen.
' Sinnvoller sei die Verwertung als Bauholz oder in die Papierindustrie. Andernfalls gehe die Funktion des Waldes als CO?-Speicher verloren. Denn: Beim Verbrennen wird das im Holz gespeicherte Kohlendioxid wieder freigesetzt.
'Ich habe Geld geerbt und das möchte ich anlegen' - Gründe wie diesen hört Täger in letzter Zeit häufiger von Kaufinteressenten. Obgleich die Rendite im Forstbereich mit maximal einem Prozent sehr bescheiden sei, sind Waldgrundstücke sehr gefragt. Denn: Die 'Produktionsfläche' sei auch nach einem Sturmschaden oder dem Abholzen noch immer vorhanden. Doch obgleich die WBV eine 'Waldbörse' anbietet: Allzu häufig kann Täger keinen Kauf vermitteln. Denn viele Waldbesitzer hängen auch emotional an den Parzellen ('die Bäume habe ich noch mit meinem Opa gepflanzt').
Ohnehin laufen die meisten Verkäufe direkt zwischen Nachbarn ab, weiß Täger. Folglich gibt es in diesem Bereich für die WBV, aber auch für Makler, nur selten etwas zu tun.
Die Preise sind unterschiedlich und liegen zwischen einem und drei Euro pro Quadratmeter. 'Das ist abhängig von der Lage und vom Bestand' (Täger). Bis zu 30000 Euro lassen sich somit pro Hektar erzielen. 'Das reicht heute noch für ein gutes Mittelklassen-Auto, das aber in zehn Jahren nichts mehr wert ist. Das Waldgrundstück aber verliert nicht an Wert', kennt der WBV-Geschäftsführer das Hauptargument gegen einen Verkauf.