"Die Tortur über den berüchtigten Hahnschenkel gehört endlich der Vergangenheit an. Ade Hahnschenkel, lebe wohl!" - Diese Zeilen der Heimatzeitung machen deutlich, wie sehnsüchtig der Bau der Queralpenstraße, von Lindau bis Berchtesgaden, der vor 75 Jahren begann, herbeigesehnt worden war.
Erst im Januar 1952 wurde der Abschnitt von Simmerberg nach Oberstaufen über 14,2 km freigegeben, was den erleichternden Abschiedsruf des Autors hervorrief. Es ist nach wie vor das größte aller Straßenbauprojekte im Westallgäu. Diese wichtige Ost-West-Verbindung als > bezeichnet, wurde sofort für die Fremdenverkehrswerbung benutzt.
Das schwierigste zugleich landschaftlich schönste Stück der Alpenstraße durchs Westallgäu ist die 1600 Meter lange Trasse vom Paradies zur Einmündung Richtung Weißach/Oberstaufen. Sie musste großteils in den Fels des steilen Südhangs des Schlossbergs gesprengt und durch hohe Stützmauern gesichert werden. Ein Höhenunterschied von fast 150 Metern mit zehn Grad Steigung.
250000 Kubikmeter Erdaushub
Die ersten Pläne stammen aus der Mitte der Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts. Ein Sanitätsrat aus Prien am Ammersee hatte die Idee, zur Förderung des Fremdenverkehrs eine Straße vom Bodensee bis zum Königssee zu bauen. Der Deutsche Touringclub griff die Anregung auf und Verkehrsplaner entwarfen eine 465 km lange, leicht befahrbare Panorama- und Aussichtsstraße, eingebunden in zum Teil bestehende Streckenabschnitte.
Die Nationalsozialisten machten daraus ein nationales Prestigeobjekt. 25000 Arbeitslose sollten das Vorhaben mit 105 Brücken, 15 Tunnels und 15 Viadukte in zehn Millionen Tagesschichten verwirklichen. Der Startschuss fiel 1933 in Inzell.
Im Westallgäu begonnen wurde im August 1936 mit einer neuen Teilstrecke. Schon zwei Jahre später war das 9,6 km lange Teilstück Scheidegg (Haus) - Lindenberg - Simmerberg fertig. Gerühmt wurde die landschaftliche Schönheit mit einzigartigen Ausblicken auf die Bergwelt und das Rothachtal.
Es mussten für damalige Zeiten gigantische 250000 Kubikmeter Erdaushub befördert werden. Seichte und moorige Stellen bei der Schießstätte auf der Rieder Höhe, in Weihers und vor allem im Ellhofermoos - selbst die Bauleitung war zunächst ratlos, wie die Strecke verlaufen sollte - erschwerten die Arbeiten. Motorbagger und Planierraupen unterstützten die Handarbeit der 500 Männer vom Arbeitsdienst. Auf langen Schienenwegen wurde das Material in Loren von Zugmaschinen abtransportiert.
Bis dahin war das Westallgäu was zeitgemäße Straßen angeht, stiefmütterlich behandelt worden. Die von München ins Bodenseegebiet und weiter nach Österreich und der Schweiz führenden Straßen verliefen am Fuß des Pfänderückens und ließen das Westallgäu im Wortsinn >.
So wurde öffentlich geklagt, dass die Fülle der Schlaglöcher Autofahrer davon abhalte, die Strecke Immenstadt, Oberstaufen, Lindau zu benutzen, was den Fremdenverkehrsbestrebungen nicht wenig schade.
Das neue Teilstück galt als wesentliche Erleichterung auf der Fahrt von Lindau nach Immenstadt. Das Rohrach als auch der Hahnschenkel mussten jedoch weiter in Kauf genommen werden. Trotzdem war es eine wesentliche Verkürzung und Verbesserung für den Durchgangsverkehr.
>, hieß es damals, sollte die Alpenstraße bis Oberstaufen reichen. Doch der Kriegsbeginn im September 1939 stoppte jäh die Fertigstellung, die sich dadurch fast 13 Jahre verzögerte.
Nach dem Krieg trennten Schlagbäume den Kreis Lindau (bis 1955 französisch besetzt) von der amerikanischen Besatzungszone. Die Grenze verlief etwa auf der Linie Burkatshofen - Kremlerbad - Gschwend. Die Alpenstraße führte ab Simmerberg ins Niemandsland. Erst 1951 wurde weitergebaut. 1952 wurde auch die Lindenberger Zufahrt zur Alpenstraße, die Staufner Straße, fertig. Während der Lindauer Eigenstaatlichkeit sorgte das Kreispräsidium dafür, dass die Alpenstraße bis 1954 bis zum Endpunkt Lindau weitergeführt wurde. Eine Gedenktafel am Rohrachparkplatz erinnert an den Ausbau des kurvenreichen und steilen Verbindungswegs zum Bodensee.
Die Westallgäuer > wurde und wird als das schönste Teilstück der gesamten Alpenstraße angesehen. Schon 1938 schwärmte die Heimatzeitung, eine Fahrt werde zu einem >. Motorradfahrer kommen von weit her, um auf der Strecke von Lindenberg bis Oberstaufen durch die Kurven zu hetzen, haben dabei allerdings für die traumhafte Landschaft kaum ein Auge.
Bei einer Fotoausstellung 2004 im Weilerer Kornhaus hatte Ausstellungsleiter Erich Gradek darauf hingewiesen, dass diese Straße von den Tourismusfachleuten viel zu wenig beachtet und vermarktet werde. Vielleicht ist das Jubiläum Anlass, darüber nachzudenken.