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Vor 40 Jahren wurden Sankt Mang, St. Lorenz und Kempten eine Stadt

Gebietsreform

Vor 40 Jahren wurden Sankt Mang, St. Lorenz und Kempten eine Stadt

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    Vor 40 Jahren wurden Sankt Mang, St. Lorenz und Kempten eine Stadt
    Vor 40 Jahren wurden Sankt Mang, St. Lorenz und Kempten eine Stadt Foto: ralf lienert

    Was waren das für Diskussionen, aufgeheizte Versammlungen und Abstimmungen gegen ein vergrößertes Kempten. Monatelang wurde darüber gestritten, ob sich die beiden Gemeinden St. Lorenz und Sankt Mang mit der kreisfreien Stadt Kempten vereinigen sollen. Am 1. Juli 1972 sorgte die Gebietsreform für eine neue Gemeindestruktur in Bayern. 40 Jahre später sind die drei Gemeinden gehörig zusammen gewachsen, haben aber ihre eigene Identität bewahrt. Zum Jubiläum findet heute Abend eine Festsitzung im Rathaus und um 20 Uhr ein Sternmarsch der vier Kemptener Musikkapellen mit Standkonzert auf dem Rathausplatz statt.

    Der 1. Juli 1972 stellte einen Zustand her, der 160 Jahre vorher schon einmal bestand: Nach Jahrhunderte langer Feindschaft befahl die Bayerische Regierung 1811, die beiden Kempten – die Reichsstadt und die Stiftsstadt – zu vereinen. Das Stadtgebiet schloss die angrenzenden Landbezirke beiderseits der Iller mit ein. Doch sieben Jahre später war es vorbei mit der Einigkeit. Die ländlichen Gebiete wurden 1818 durch das Bayerische Gemeindeedikt von der Stadt abgetrennt. Das Gebiet westlich der Iller wurde zur Gemeinde St. Lorenz, das östlich des Flusses zur Gemeinde Sankt Mang erklärt.

    Dieser Zustand veranlasste den Kemptener Oberbürgermeister Dr. Otto Merkt 1933 zu folgender Bemerkung: 'Die bayerische Staatsregierung trifft hier für alle Zeiten der Vorwurf unglaublicher Kurzsichtigkeit, 1818 die strittigen Landgebiete aus rein fiskalischen Gründen abgeschnitten zu haben, weil damals der Staat die Kosten der städtischen, nicht aber der ländlichen Verwaltung zu tragen hatte.' Aber Merkt war sich sicher, dass der Zeitpunkt kommen werde, 'wo man das, was wirtschaftlich zusammenhängt, auch behördlich vereinigt'. Und er war erfolgreich: Fast die Hälfte der Fläche von St. Lorenz – darunter die Eich, Lotterberg, Mariaberg, Reichelsberg, Stadtweiher, Steufzgen – und mehr als zwei Drittel seiner Bevölkerung gingen 1935 an die Stadt.

    Der Rest von St. Lorenz wollte 1971 nach einer entsprechenden Abstimmung lieber mit Wiggensbach zusammengehen, als im Kemptener Rathaus einen entsprechenden Vertrag zu unterzeichnen. Doch die Entscheidung fiel im Dezember 1971 in München. Dennoch zierte sich Bürgermeister Josef Kammerlander lange: Erst als sein Sankt Manger Kollege Ludwig Jaud am 8. Juni 1972 den Eingliederungsvertrag unterschrieb, zeichnete er für die Gemeinde St. Lorenz ab.

    Beim ersten Zusammentreten des von 32 auf 44 Mitglieder vergrößerten Stadtrats am 6. Juli 1972 rief Kemptens Oberbürgermeister Dr. Josef Höß dazu auf, 'eine neue Stadt in vergrößertem Raum zu formen, das Kemptener Bürgerbewusstsein zu fördern und zu vertiefen und die neuen Stadtteile in Respekt vor deren bisherigen Leistungen und in weitestmöglicher Wahrung deren Eigenlebens im Rahmen der vergrößerten Stadt fortzuentwickeln.' Die bauliche, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung ließen die bestehende Stadt und die beiden neuen Gebiete zusammenwachsen. Dennoch haben die Stadtteile sich eine eigene Identität bewahrt – im Vereinsleben, den Feuerwehren, im kulturellen Bereich.

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