Mit einem 'tierischen' Anliegen hat sich eine Leserin aus Hattenhofen bei Marktoberdorf kürzlich an unsere Zeitung gewandt. Sie war sich nicht sicher, ob ihr ein Graureiher, ein Schwarzstorch oder ein ganz anderer, eventuell exotischer Vogel vor die Linse ihres Fotoapparats gekommen war. Die AZ leitete das Foto umgehend an Helmar Schreiter aus Obergünzburg, im Landesbund für Vogelschutz (LBV) stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Ostallgäu-Kaufbeuren, weiter.
Nur einzelne Brutplätze
Schreiter nahm daraufhin das Foto unter die Lupe und gab anschließend Entwarnung. Einen ganz dicken Fisch beziehungsweise einen bisher in unseren Breiten unbekannten Vogel hatte die Leserin nicht aufgespürt. Allerdings handelte es sich um einen der eher selten auftretenden Schwarzstörche.
'Es ist schon eine Sensation, dass es wieder Schwarzstörche in der Region gibt', so Schreiter. 'Die brüten erst seit etwa fünf Jahren wieder vereinzelt hier.' Zuvor warden sie jahrzehntelang nicht mehr gesehen. Er spricht von zwei bis drei Brutplätzen im Ostallgäu, die in den letzten Jahren besetzt waren und zum Teil sogar in der Nähe von Marktoberdorf lägen. Wo genau, verrät der Vogelschützer aber nicht.
Auch am Elbsee und in Obergünzburg seien kürzlich Schwarzstörche gesichtet worden, berichtet Schreiter. Einen Weißstorch wiederum sah eine Leserin am Freitag noch nahe des Altdorfer Kreisels. Leuten, die sich auf Storchsuche im Ostallgäu begeben wollen, macht der Vogelexperte aber kaum Hoffnung: Schwarz- wie Weißstörche machten sich inzwischen wohl schon gen Griechenland in Richtung ihrer Winterquartiere in Afrika auf den Weg.
Am Bodensee seien Weißstörche aber auch im Winterhalbjahr vereinzelt zu sehen. Dafür sei ein Storchprogramm der Schweiz verantwortlich, in dem die Tiere gezüchtet und anschließend ausgewildert wurden, erklärt Schreiter: 'Diese Störche haben keinen so großen Zugtrieb mehr.' Eine zoologische Erklärung dafür hat er aber nicht: Auch bei 'wilden' Störchen flögen ja die Jungtiere voraus. Und diese wüssten auch, wohin ihre Reise gehe.
Verständnis für das Schweizer Programm hat Schreiter aber nicht: 'Das ist Naturschutz verkehrt herum.' Normal sei, in der Natur entsprechende Lebensbedingungen zu schaffen. Dann kämen die Tiere von allein.
Dafür führt er die Wiedervernässung von Wiesen und die Schaffung von Tümpeln beispielsweise durch die Stiftung 'Kulturlandschaft Günztal' als Beispiel an. Wenn Amphibien dort wieder laichten, fänden auch Störche dort wieder Nahrung.