In Sachen Mode kann ihnen keiner ein X für ein U vormachen. 160 Jahre geballte Berufserfahrung haben die vier Verkäuferinnen, von denen jede seit genau 40 Jahren bei Horten und Nachfolger Kaufhof am Residenzplatz arbeitet.
Die Nase voll von all den Kunden und Kollegen hat das muntere Quartett noch lange nicht. "Wir arbeiten so lange, wie sie uns lassen", sind sich die vier einig. Die 'Dienstälteste' ist Anneliese Hörmann, die am 1. Juli 1971 bei Horten begann. Zuvor hatte sie ihre Ausbildung in einem kleinen Geschäft gemacht. Mit gerade 14 Jahren ging sie im geblümten Kleidchen mit selbst gestrickter Jacke zum Bewerbungsgespräch und erinnert sich mit Schrecken an ihren cholerischen Chef, für den der Lehrling 'der Depp für alles' war. Schneeschippen, mit dem Hund Gassi gehen, putzen – für alles war der Lehrling zuständig. Da haben es die Auszubildenden heute besser, findet das Quartett. Es war 1971, als der mittlerweile verstorbene Horten-Personalchef Charly Kraft zwischen Juli und Oktober allmonatlich eine junge Frau nach der anderen einstellte. Nach Anneliese Hörmann war Ingrid Ruhland an der Reihe, ein Monat später folgte Barbara Wenzel und dann Maria Augsten.
'Es war völlig unkompliziert, jede wurde gleich eingestellt damals', erinnern sie sich. Zurückblickend kommen sie alle zu dem Ergebnis, dass 'früher alles besser war' – und wenn sie auch über diesen Allgemeinplatz grinsen, so meinen sie’s doch ehrlich.
Drei bis vier mal so viel Personal wie heute bediente eine Kundschaft, 'mit der es viel einfacher war Umsatz zu machen'. Die Kauflust sei größer gewesen, die Kunden nicht so anspruchsvoll, die Feste lockerer und der Zusammenhalt besser, sind sie sich einig.
Elf Geschäftsführer haben die vier in all den Jahren 'überlebt', wobei diese 'immer jünger und wir immer älter werden', lacht das Quartett. Manches freilich war früher auch komplizierter: 'Die Inventur und das Auszeichnen der Waren geschah alles per Hand, heute mit Computer geht’s viel schneller.'
Wie man auch schwierige Kunden mit Freundlichkeit, Sachkunde und Einfühlungsvermögen überzeugt, haben die vier längst herausgefunden. Sie wissen: 'Man darf die Kunden nicht beschwindeln, nur weil man viel verkaufen will. Wer gut beraten wird, kommt auch wieder', sagt ihnen ihre langjährige Erfahrung.
Dass ältere Mitarbeiterinnen verantwortungsbewusster seien als die meisten Jungen, finden die Jubilarinnen schon. 'Fragt mich eine junge Kollegin doch glatt, was sie dann tun soll, als ich sie an der Kasse ablöste. Ja, hier wird’s doch nie langweilig, wenn man die Arbeit, die es gibt, auch sieht.', wissen die 'Seniorinnen'. Und wie ist das Betriebsklima, wenn fast nur Frauen zusammenarbeiten? Das Wort 'Zicken' ist schnell ausgesprochen und selbstkritisch wird eingeräumt: 'Da will jede die andere übertrumpfen.' Dass es auch anders geht, beweisen Barbara Wenzel und Ingrid Ruhland. Inklusive Lehrzeit arbeiten sie seit 43 Jahren zusammen.