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Verteidigung Füssens war im Mittelalter klar geregelt

Stadtmauer-Serie (8)

Verteidigung Füssens war im Mittelalter klar geregelt

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    Verteidigung Füssens war im Mittelalter klar geregelt
    Verteidigung Füssens war im Mittelalter klar geregelt Foto: stadtarchiv

    Egal ob wildes Bauernheer oder schwedische Truppen mit Musketen und Kanonen. Wenn Füssen in kriegerischen Zeiten Gefahr drohte, war die Verteidigung der Stadt klar geregelt: Aufgeteilt in vier Gruppen, hatten die wehrfähigen Bürger jeweils einen Abschnitt der Stadtmauer zu schützen.

    Die Stadtmauer wurde dementsprechend in vier Viertel geteilt - eines verlief beispielsweise zwischen Hohem Schloss und Kuglertor (Augsburger Tor), ein anderes zwischen Sebastianstor und Spital (Lechtor). Waren es 1363 exakt 158 wehrfähige Bürger (was etwa einer Gesamtbevölkerung von 1000 Einwohnern entspricht), so war es in Zeiten der Bauernkriege (1525) die doppelte Zahl. Läutete die Sturmglocke als Zeichen für den Ernstfall, so hatten sich alle vor dem Rathaus einzufinden. 'Tag und Nacht waren dann die Wachen auf der Mauer', erläutert Ruth Michelbach vom Stadtarchiv. 'Frauen und alte Leute wurden zudem verpflichtet, sich um Wasser zu kümmern, um bei Bedarf Feuer zu löschen.'

    Was heute kaum noch bekannt ist: Die Bürger Pfrontens waren nach dem 'göttlichen Recht' von Pfronten sowie dem Füssener Stadtrecht von 1363 verpflichtet, die Stadtmauer mit zu unterhalten und zu verteidigen. Dasselbe galt für die Riedener Bürger. Im Gegenzug hatten diese alle Rechte der Füssener inne.

    Begründung: Die Bürger Pfrontens und Riedens gehörten 'seit unvordenklichen Zeiten in den Füssener Meierhof'. Ob diese aber tatsächlich jemals an der Stadtmauer im Einsatz waren, ist ungewiss.

    Die Bewaffnung der Füssener Bürger bestand meist nur aus Spießen, Hellebarden und Armbrüsten, nur vereinzelt gab es später auch Hakenbüchsen. Zudem besaß jeder ein Schwert oder einen Dolch. Zum Schutz trugen die Verteidiger Panzerhemden, Schilde und Harnischteile. Der frühere Bezirksheimatpfleger Dr. Alfred Weitnauer schildert die Bewaffnung der Füssener bereits im 14. Jahrhundert als 'veraltet': Schon damals habe man in der Regel nicht mehr mit Schild und Fußknechtspieß gekämpft. Im Bauernkrieg 1525 erhielten die Bürger Unterstützung von Erzherzog Ferdinand von Tirol.

    Da der Augsburger Bischof als Landesherr über keine Söldner mehr verfügte, hatten die Füssener angesichts des drohenden Überfalls aufständischer Bauern den Nachbarn um Hilfe gebeten. 'So gehörte die Stadt kurze Zeit zu Österreich', so Michelbach. Neben gut 500 Reitern und Fußsoldaten entsandte der Erzherzog auch einen Büchsenmacher, über vier Zentner Pulver, drei Zentner Blei, zwei leichte Geschütze sowie 600 Hakenbüchsen. Mit Erfolg: Die derart eingeschüchterten Bauern zogen nach Schwangau weiter.

    Ausstellung zur Stadtmauer bis 18. März freitags, samstags und sonntags (13 bis 16 Uhr) im Museum der Stadt.

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