Seit gestern ist es spruchreif: Die insolvente Allgäu Fleisch GmbH mit ihrem Kemptener Schlachthof wird von der Tönnies-Gruppe mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück gekauft. In Kempten soll alles so weitergehen, wie bisher. Der Branchen-Riese erzielte 2009 einen Jahresumsatz von 3,9 Milliarden Euro und will vom Allgäu aus den süddeutschen und angrenzenden österreichischen Raum erschließen, der 'bisher ein weißer Fleck für uns war', so ein Unternehmenssprecher. Geschäftsführer Clemens Tönnies ist deutschlandweit auch durch seine Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 bekannt.
Bundeskartellamt gefragt
Wie mehrfach berichtet, wurde am 1. August das Insolvenzverfahren gegen die Allgäu Fleisch GmbH eröffnet. Betroffen waren insgesamt 129 Mitarbeiter: 20 Angestellte, 88 gewerbliche Arbeitskräfte, 16 Teilzeitkräfte und fünf Azubis. In den Wochen danach liefen nach den Worten von Insolvenzverwalter Dr. Jens Hourle 'umfangreiche Sondierungsgespräche und Vorverhandlungen' mit mehreren Interessenten aus ganz Deutschland. Diese hätten nun mit der Zustimmung des vorläufigen Gläubigerausschusses zu den Endverhandlungen mit der Tönnies-Gruppe geführt. Einzige Einschränkung: Die Billigung des Bundeskartellamtes zur Übernahme steht noch aus.
18 Millionen Euro Forderungen
Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Nach dem derzeitigen Stand des Verfahrens liegen gegen die insolvente Allgäu Fleisch GmbH angemeldete Forderungen in Höhe von rund 18 Millionen Euro vor, wie Hourle gestern nach einem Treffen mit Gläubigern und Beteiligten in Kempten sagte. Ob und wie viel davon getilgt werden kann, steht laut Hourle noch nicht fest. Sowohl er als auch ein Tönnies-Sprecher sind überzeugt, dass die Übernahme den Wirtschaftsstandort Kempten stärken wird. Tönnies verfügt bislang über drei Standorte in Deutschland und etliche weitere in ganz Europa. Beliefert werden unter verschiedenen Markennamen Lebensmittel-Ketten und Discounter.