In der ersten Woche der Sommerferien findet an der Musikakademie Marktoberdorf traditionell der Sommerkurs für Sinfonisches Blasorchester und das Kompositionsseminar "wind-richtung" statt. Dozent ist nach 2003 zum zweiten Mal der Amerikaner Stephen Melillo (53), der beim Abschlusskonzert des Sommerkurses auch einige neue eigene Werke dirigieren wird.
Joachim Buch sprach mit Melillo, der zu den herausragenden Komponisten seiner Generation zählt, über seine Versuche, junge Komponisten zu ermutigen, und über seine Fähigkeit, mit nur vier Stunden Schlaf auszukommen. Mister Melillo, Sie unterrichten hier zum zweiten Mal junge Komponisten. Wie gehen Sie dabei vor?
Melillo: Ich versuche, sie in ihrer Arbeit zu ermutigen. Wenn wir so ein gutes Orchester im Haus haben, sollen sie auch einmal auf die Musiker zugehen und zumindest einzelne Abschnitte spielen lassen. So wissen sie direkt, wie ihre Musik klingt.
Ihr Motto heißt >. Wie sind Sie zu dieser Ansicht gelangt?
Melillo: In jedem Sturm gibt es Dunkelheit und Zerstörung, aber am Ende eines jeden Sturms kehrt das Leben zurück. Nach dem Bösen kommt das Gute wieder, nach einem Krieg ist Hoffnung in den Menschen.
Ihre Werke für Blasorchester heißen > und sind nach Kapiteln gegliedert. Warum sind diese nicht in numerischer Reihenfolge sortiert?
Melillo: Die Kapitelnummern sind nach dem Fibonacci-Prinzip aufgebaut, benannt nach einem italienischen Mathematiker aus dem Mittelalter. Auch Johann Sebastian Bach hat das Prinzip in einigen seiner Werke angewandt. Es ist eine Zahlenfolge, bei der sich die folgende Zahl aus der Addition der beiden Vorgänger ergibt: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13 und so weiter.
Verstehe. Und deshalb trägt das aktuelle Kapitel > die Nummer 21. Können sie etwas über dieses Projekt erzählen?
Melillo: Die Nummer 21 war die Nummer von Roberto Clemente, eines Baseballspielers bei den Pittsburgh Pirates. Der erste > in dieser Sportart und ein ganz besonderer Held. Im Dezember ist sein 40. Todestag. Er stürzte während einer von ihm selbst organisierten Hilfsaktion für Wirbelsturm-Opfer in Nicaragua mit dem Flugzeug ab. Sein Motto war: >
Werden wir einige Stücke daraus beim Abschlusskonzert am Samstag zu hören bekommen?
Melillo: Ja. Ich habe fünf Kompositionen für die zweite Hälfte des Konzerts ausgewählt. Alle erklingen in Europa zum ersten Mal öffentlich.
Sie haben erklärt, dass Sie die deutsche Sprache lieben. Glauben Sie, dass Sie neben dem Komponieren noch Zeit finden werden, diese Sprache auch zu lernen?
Melillo: Auf CDs mit einem Audio-Sprachkurs wurde einem garantiert, dass man die Sprache lernt, wenn man nur 30 Minuten täglich zuhört. Mein Problem ist: Mein Tag dauert mehr als 20 Stunden und da habe ich manchmal noch nicht einmal diese 30 Minuten übrig.
Sie brauchen weniger als vier Stunden Schlaf?
Melillo: Ja. Schon seit ich 16 bin. Anfangs glaubte ich, an Insomnia (Schlaflosigkeit; Anm. der Red.) zu leiden, aber dann lernte ich in einem Biologie-Kurs auf der High School, dass ich zu den sogenannten > gehöre, mit einem kurzen, aber besonders tiefen und erholsamen Schlaf.