Das Jahr 2011 – oder besser gesagt: die Politik der Bundesregierung in diesem Jahr – ist schuld. Schuld an der Verzweiflung von Urban Priol. An seinem Burn-Out-Syndrom. Wobei es sich dabei um eine komische Krankheit handelt, sagt Priol. Nur weil ein Fußballtrainer daran leidet oder ein Bayern-Spieler – quasi in einem Akt des 'Burn-on' seine Villa abfackelt, 'sind plötzlich 9,5 Millionen Deutsche auch an dieser neuen Volksseuche erkrankt'. Die Pharmaindustrie habe jedenfalls schon das Mittelchen für die nächste Seuche parat. Das könnte die Hasenpest sein
Zielsicher nimmt Priol in der mit über 1000 Zuschauern ausverkauften Memminger Stadthalle die Absurditäten aufs Korn, welche die Politik in diesem Jahr zuhauf produzierte. Die Bahn zum Beispiel, das Krisenmanagement bei der Euro- und Europa-Rettung. Oder das neue Benzin E-10-Benzin – der 'Maiskolbenfresser im Motor'. Früher, da hieß es noch: 'Junge, iss auf – die Neger in Afrika hungern!' Heute schauen die hungernden Afrikaner auf deutsche Autos: 'Da fährt unser Hirsebrei!'
Bei Priol, Aktivposten der ZDF-Politikkabaretts 'Neues aus der Anstalt', bildet die Bundesregierung pflichtgemäß den Schwerpunkt in seinem dreistündigen, kritisch-sarkastischen Jahresrückblick unter der Überschrift 'Tilt! 2011'. Allerdings dürfte selbst der Besucher mit der längsten Leitung spätestens nach anderthalb Stunden begriffen haben, dass Priols zum Teil unterhalb die Gürtellinie zielenden verbalen Salven ziemlich einseitig auf Bundeskanzlerin Angela Merkel gerichtet sind. Das wirkt auf Dauer anstrengend, irgendwann führt das zum Gähn-Effekt.
Sogar bei der Antwort auf die rhetorische Frage, ob es denn 'nichts Positives aus dem Jahr 2011 zu vermelden' gäbe, kann Priol nicht von Merkel ablassen: 'In Singapur wurde eine Orchidee nach unserer Kanzlerin benannt. Biologen wissen: Orchideen sind schmarotzende Luftwurzler.' Fazit und Ausblick auf das nächste Jahr: '2012 wird wieder genauso bescheuert wie 2011.' Der Pessimist dürfte lamentieren: 'Schlimmer kann’s nicht werden!' Der Optimist tröstet: 'Doch! Doch!'
Quasi als Zugabe gibt Priol noch einen Rat, wie sich laut der Zeitschrift 'Psychologie heute' das Burn-Out-Syndrom spontan heilen ließe: durch 'subversiven Ungehorsam'. 'Überweisen Sie dem Finanzamt mehr Steuern, als Sie zahlen müssten! Bezahlen Sie den Strafzettel sofort und ziehen drei Prozent Skonto ab! Treten Sie 60 Mal in eine Partei ein – und am nächsten Tag wieder aus!' Wunderbarer Nebeneffekt: 'Das beschäftigt die Bürokraten – und hält sie davon ab, an anderer Stelle Unsinn zu treiben!' Da wiederum könnte etwas Wahres dran sein …
Unzufrieden mit Kanzlerin Merkel: Kabarettist Urban Priol. Foto: Schöwe