Zum zweiten Mal nach 2008 ist den Wildpoldsriedern ihr am Waldrand deponierter Maibaum gestohlen worden. Schon vor drei Jahren machten die damals Verantwortlichen von der Landjugend darauf aufmerksam, dass es verboten sei, einen solchen Baum von einem Privatgrundstück zu klauen - eine Auslöse gab es deshalb damals nicht.
Auch in diesem Jahr argumentieren die "Bestohlenen" - diesmal ist der SSV Wildpoldsried fürs Maibaumaufstellen verantwortlich - ähnlich. "Schlechter Brauch"
Konrad Kuisle, Zweiter Vorsitzender des SSV: "Es ist ein schlechter Brauch geworden, den Baum aus dem Holz zu stehlen. Das ist für mich kein Kavaliersdelikt." Susanne Bayrhof von den "Dieben" des Audiclub Untrasried sieht das freilich anders. Es sei Brauch, so die junge Frau, dass man einen offensichtlich als Maibaum vorbereiteten Stamm mitnehmen und dafür eine Auslöse fordern dürfe - es geht um eine Brotzeit.
Diebstahl oder Brauchtum?
Diebstahl oder Brauchtum, das ist hier die Frage.
Oliver Klinke, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Südwest, sagt: "Wenn sich jemand als Opfer eines Maibaumklaus fühlt und Anzeige erstattet, muss das tatsächlich strafrechtlich geprüft werden." Klinke ist allerdings kein Fall einer solchen Ermittlung bekannt. Er weist allerdings darauf hin, dass ein Maibaumklau "im Rahmen des Brauchtums ohne Beschädigung und der Absicht, den Baum auf Dauer zu behalten", ablaufen muss.
Susanne Bayrhof (18) und ihre Kumpel vom Audiclub entschieden sich spontan, den im Wald entdeckten Maibaumstamm zu klauen.
In einer Nacht- und Nebel-Aktion "mit zwei Traktoren, einem Holzwagen und 16 Mann" wurde der Baum entwendet und ist jetzt, so Bayrhof, "in einem guten Versteck in Untrasried". Ob sich Untrasrieder und Wildpoldsrieder auf eine Auslöse einigen, war gestern noch fraglich.